Die letzten Tische werden gewischt, die Blumensträuße gerichtet, noch schnell die Flyer zurechtgerückt. Ist das rote Sofa einsatzbereit? Sprechprobe am Mikrofon… alles klar? Es kann losgehen!
Mitten in der Halle 8 Europas größter Bildungsmesse liegt die Spannung greifbar in der Luft. Monatelange Vorbereitungen des diesjährigen Programms am Stand der Kirche für die didacta haben sich endlich ausgezahlt: Der Stand der Kirche ist geschmückt, Plakate sind aufgehangen, Informationsbroschüren griffbereit, die Barista-Kaffeemaschine aufgewärmt. Der Stand steht fest verankert und ist beim Betreten der Halle schon von weitem sichtbar.
Und so strömen zahlreiche Messeteilnehmer zwischen an den Stand mit der Nummer C050/ D051. Auch die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Dorothee Feller ist zu Besuch. In diesem Jahr übernahm sie mit ihrem Ministerium die Schirmherrschaft der didacta. Ministerin Feller stellt sich am Stand der Kirche im bewährten Talk-Format auf dem roten Sofa den Fragen von Kirchenstandmoderator Daniel Schneider. Sie unterstreicht die Bedeutung der Kirchen für die Bildungslandschaft und lobt die Zusammenarbeit zwischen den staatlichen Stellen und den Kirchenvertretern. „Der Religionsunterricht trägt dazu bei, unseren Kindern und Jugendlichen über den eigenen Glauben hinaus die zentralen Werte unseres Zusammenlebens zu vermitteln. Auf diese Weise leistet Religionsunterricht einen wichtigen Beitrag zum friedvollen und demokratischen Miteinander und ist zurecht im Grundgesetz und in der Landesverfassung verankert.“ Im Anschluss nimmt sich die Politikerin die Zeit, Fragen aus dem Publikum zu beantworten.

Bildungsministerin Dorothee Feller (4.v.li.) mit Vertreterinnen und Vertretern der Katholischen und der Evangelischen Kirche am Stand der Kirche.
Evangelische Landeskirchen und Katholische Bistümer inmitten der Gesellschaft
Und Kirche wird wahrgenommen: „In diesem Jahr ist der Stand deutlich besser besucht als noch im Jahr 2022, wo Corona offenbar die Besuchszahlen der didacta noch etwas ausbremste“, resümiert Carolin Mehl, Mitorganisatorin und Standleiterin am Kirchenstand, Schulrätin im Kirchendienst i.K. für Bekenntnisschulen und Katholischen Religionsunterricht an Grundschulen im Bistum Aachen. „Immer wieder stehen die Menschen vor unserer Programmübersicht, sind aufgeschlossen und neugierig und besuchen zahlreich unsere Angebote.“

Schulrätin Carolin Mehl, Pallottiner Matthias Terhorst und Moderator Daniel Schneider in Interviewvorbereitung auf dem roten Sofa (v.li.n.re.).
Immer an der Seite von Carolin Mehl während der Tage auf der Bildungsmesse ist der evangelische Kollege Sascha Flüchter, leitender Kirchenrat im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland. Auch Sascha Flüchter organisiert und koordiniert die Vorgänge am Stand. „Es ist uns ein Anliegen, im Bereich Bildung als Kirche präsent zu sein. Wir wollen unsere Bildungsbeiträge zeigen: Religionsunterricht, Schulträgerschaft, Schulseelsorge und Schulpastoral. In diesen Angeboten sind wir als kritisch-konstruktive Gesprächspartner auch auf politischer Ebene angesehen“, sagt er.
Religiöse Bildung auch außerhalb des Kirchenstandes
Wozu brauchen wir religiöse Bildung? Wo findet sie statt? Warum ist der konfessionelle Religionsunterricht so wichtig? Am Kirchenstand in Halle 8 findet man die Antworten auf diese grundsätzlichen Fragen. Doch auch außerhalb wird diskutiert: Im Forum Bildungsperspektiven – eines von fünf Bildungsforen auf dem didacta-Gelände – sitzen die TV- Moderatorin Andrea Grießmann, der Lehrer und Preisträger „Ausgezeichnete Lehrkräfte 2021“ Benedikt Töns und die Leiterin der Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid Angelika Büscher auf dem Diskussionssofa.

Im Forum Bildungsperspektiven in Halle 7 wurden Fragen zum Religionsunterricht an Schulen thematisiert.
Gerade Angelika Büscher kann aus den Erfahrungen an ihrer evangelischen aber multireligiös geprägten Schule schöpfen. Die Lehrerin erzählt auch mit Blick auf den dort stattfindenden islamischen Religionsunterricht. Die Praxis zeige, dass Kinder und Jugendliche nicht nur kognitives Wissen erlangen, sondern aus ihrer Bildung heraus eine Haltung entwickeln. „Religion darf nicht zu einem reinen Wissensfach degradiert werden“, so Büscher. „Man braucht als Kind und Mensch einen Standpunkt, um andere zu verstehen.“ Doch Gemeinsamkeiten zu finden, sei die Voraussetzung für unterschiedliche Gruppen, um miteinander ins Gespräch zu kommen, so Büscher.

Moderator Daniel Schneider, Schulleiterin Angelika Büscher, TV-Moderatorin Andrea Grießmann und Lehrer Benedikt Töns (v.li.n.re.)
Und wie sehr Bildung ein Beitrag zur Menschenbildung ist, weiß auch Lehrer Benedikt Töns. Sein Projekt, angelehnt an den geschichtlichen Hintergrund des Ersten Weltkriegs, hat sich im Laufe der Zeit zu einer jährlichen Bildungsreise für die Schülerinnen und Schüler entwickelt.
Religiöse Bildung ist Menschenbildung
Zurück in Halle 8 am eigentlichen Kirchenstand wechseln sich weiter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens im Talkformat auf dem roten Sofa ab. So berichtet Matthias Terhorst, Pallottiner Bruder, Schulseelsorger und Berufsschullehrer, von seinen Erfahrungen aus der Religionspädagogik an Berufsschulen. „Religionsunterricht bietet die Möglichkeit, dass junge Menschen in ihrer Selbstständigkeit wachsen können.“ Terhorst unterrichtet am St. Franziskus Berufskolleg in Hamm. „Religiöse Bildung ist die Grundlage für Menschenbildung“, sagt er.

Der Roboter Nao wurde von Schülerinnen und Schülern gebaut und programmiert: Wie kann künstliche Intelligenz in der Schule unterstützen?
Künstliche Intelligenz, Musik und Kunst
Und dass Schule tatsächlich eine Seele hat, wird spätestens bei den vielen Schülerinnen und Schülern deutlich, die zusammen mit ihren engagierten Lehrkräften die Arbeit an ihren Schulen repräsentierten. So stellen die Schülerinnen und Schüler des St. Josephs-Gymnasiums Rheinbach einen eigens programmierten Roboter vor und zeigen so, dass künstliche Intelligenz und digitales Lernen an Schulen angekommen sind.

Schülerinnen und Schüler engagieren sich in Sachen Umwelt: Weltretter 3.0 - Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Musik verbindet und zieht Besucher an: Die musikalische Einlage am Stand der Kirche kommt von Schülerinnen und Schülern aus Bonn. Die Band des Clara-Fey-Gymnasiums heizt kräftig ein und sorgt für Abwechslung. Von der Stückauswahl bis zum Arrangement entwickelten die jungen Musikerinnen und Musiker gemeinsam mit ihren beiden Lehrern ein Bandkonzept, das sie auf der didacta vorstellen.
Ein optisches Highlight und artistische Abwechslung bietet auch die Schule der Circuskinder der evangelischen Kirche im Rheinland. Kunst zeigen die Schülerinnen und Schüler des Irmgardis-Gymnasiums von Kl. 5 bis Q1 präsentieren Gestaltungen zum Thema „Schule hat eine Seele. Halt geben – Hoffnung leben.“

Zwischen Kunst und Kaffee: Schülerinnen und Schüler präsentieren Kunstwerke zum Thema "Schule hat eine Seele".
Kaffee im Kirchencafé
Die Gäste der Talkrunden lassen es sich nicht nehmen, sich im Café am Stand im Anschluss an ihre Auftritte unter die Besucherinnen und Besucher zu mischen. „Wir alle am Stand der Kirchen haben das gemeinsame Anliegen, ein gutes Angebot für Lehrkräfte zu schaffen, ein offenes Ohr für unsere Besucherinnen und Besucher zu haben, beratend zur Seite zu stehen und im Café-Bereich Raum zu geben, einfach einmal die Seele baumeln zu lassen und ein wenig während des Messe-Trubels zur Ruhe zu kommen“, sagt Schulrätin Carolin Mehl. Neben vielen Vertreterinnen und Vertretern aus den Bildungsabteilungen der Bistümer war auch der Aachener Autor Rainer Oberthür beim Kaffee anzutreffen.

Ein freundliches Wort, ein einlandendes Lächeln und Schokoladenkekse und eine volle Kaffeetasse: Das Café am Kirchenstand lädt zum gemütlichen beisammensitzen ein. Das Team am Stand der Kirchen ist unermüdlich im Einsatz.

Die guten Seelen des Standes: Moderator Daniel Schneider, Linn Kaßner-Dingersen, Merle Dzionsko, Judith Becker und Felix Kinzelmann. Sie sorgen dafür, dass sich die Besucherinnen und Besucher wohlfühlen.
„Ein Ort, wo Religionsunterricht ein Herzensanliegen ist“
„Der Stand gibt Religionslehrkräften eine Anlaufstelle. So hat die didacta einen Ort, an dem sich Menschen treffen, denen Religionsunterricht ein Herzensanliegen ist. Sie treffen sich, vernetzen sich, bekommen Informationen und tauschen Ideen aus. Außerdem stehen Kirche und Religionsunterricht in einem öffentlichen Raum, in dem noch viele andere Bildungsangebote sind. Religionsunterricht ist keine Nischenveranstaltung, sondern ordentliches Lehrfach. In diesem Punkt sind wir im evangelischen und im katholischen Religionsunterricht gemeinsam unterwegs am Kirchenstand auf der didacta“, sagt Kirchenrat Sascha Flüchter.
Reportage und Fotos von Claudia Klein