Welche Erwartungen werden an katholische Bildungseinrichtungen gestellt? Diese Frage stellte die Bundesvorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED), Marie-Theres Kastner, zu Beginn der Diskussion. Die Erwartungen, die Eltern an konfessionelle Schulen stellen, seien sehr verschieden, sagte Pater Klaus Mertes als erster Redner der Runde. „Letztlich möchten sie, dass wir ein bisschen anders sind als die anderen“, erläuterte der Jesuit und langjähriger Leiter Katholischer Schulen in Berlin und St. Blasien. Für ihn selbst sei ein entscheidendes Merkmal konfessioneller Schulen, dass sie einen „Raum für Stille und das, was daraus erwachsen kann“ ermöglichen.
Darüber hinaus gebe es von Elternseite auch die Erwartung, dass an konfessionellen Schulen „bestimmte Probleme“ nicht vorkämen, sagte Mertes. Es könne aber nicht Ziel sein, diese zu vermeiden. Vielmehr sei es der Anspruch, auf diese Probleme angemessen zu reagieren. Er verstehe konfessionelle Schulen somit als einen Beitrag zur Gesellschaft.
Ungebrochenes Interesse an konfessionellen Schulen beobachtet
Mark Meinhard, evangelischer Pfarrer und leitender Direktor der Wilhelm-Löhe-Gesamtschule in Nürnberg, berichtete von einem ungebrochenen Interesse an konfessionellen Schulen. „Wir merken, dass ganz viele Menschen zu uns kommen, die etwas suchen, was sie aber nicht benennen können“, sagte der Leiter der größten evangelischen Gesamtschule, die fünf Schularten vereint, darunter Realschule, Gymnasium und Fachoberschule. Das erwartete Merkmal werde dann oft mit dem Wort „Werte“ umschrieben.
Konfessionelle Bildungseinrichtungen dürften aber nicht als „Neuevangelisierungseinrichtungen“ oder stabilisierender Faktor eines katholischen Milieus genutzt werden, betonte Lena Przibylla, Referentin für Theologie und Religionspädagogik beim Verband Katholische Tageseinrichtungen für Kinder (KTK). Zudem seien katholische Einrichtungen nicht grundsätzlich besser als andere. „Was uns unterscheidet ist möglicherweise, woher wir unseren Auftrag nehmen“, ergänzte Przibylla. Katholische Kindertageseinrichtungen seien Orte gelebter Religiosität. Diese solle zwar auch in staatlichen Einrichtungen eine Rolle spielen, habe aber in konfessionellen Einrichtungen nochmal einen anderen Schwerpunkt. Meinhard stimmte zu, dass Religion nicht mit einem Zweck verbunden werden solle.
Mertes über Wert religiöser Riten
Pater Mertes betonte den Wert religiöser Riten im Leben an konfessionellen Schulen. „Es bedarf eingeübter Riten, wenn etwas religiös relevantes passiert“, sagte der Pädagoge. Beispiele seien etwa der Tod eines Mitschülers oder auch Streitigkeiten und sich gegenseitiges Verzeihen. Dabei trenne er nicht so stark zwischen Werten und religiösen Fragen.
Auch die Frage nach der Konfession des pädagogischen Personals an Schulen und Kindertageseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft stand im Raum. Mertes erklärte, er sage zu Bewerberinnen und Bewerbern: „Ich erwarte von Ihnen, dass sie die Frage nach Gott ernstnehmen und sie beantworten, wenn Kinder sie fragen.“ Dabei gehe es um eine grundsätzliche Bereitschaft, auch als Lehrkraft für transzendentale Fragestellungen offen zu sein.
(mam)