Samstagmittag in der Schulkapelle des Egbert-Gymnasiums Münsterschwarzach (EGM): Im Vorraum stapeln sich unzählige Schuhpaare, ein paar Meter weiter sitzen Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse auf Decken im Kreis. Unter ihnen das Team der Schulseelsorge und Abt Michael Reepen. Er wird ihnen einen Monat später das Sakrament der Firmung spenden.

Die Schulfirmung am Klostergymnasium stammt noch aus der Zeit des ehemaligen Internats der Abtei Münsterschwarzach. Internatsschüler, die keine Pfarreianbindung hatten, konnten sich hier auf die Firmung vorbereiten und das Sakrament empfangen. Auch für andere Schüler war es möglich, die Firmung nicht in der Pfarrei, sondern im Rahmen der Schule zu empfangen. Das Internat ist mittlerweile geschlossen, das Angebot der Schulfirmung ist geblieben.
Die Vorbereitung ist für alle offen
Die 38 Jugendlichen haben sich in diesem Schuljahr bewusst für eine Firmung innerhalb der "Schulgemeinde" entschieden – und damit auch gegen ihre Heimatpfarrei. An der Vorbereitung können alle interessierten Schülerinnen und Schüler teilnehmen, auch wenn sie bereits gefirmt oder evangelisch sind. "Das ist ein ganz freiwilliges Angebot" erklärt Pater Jesaja Langenbacher, der als Schulseelsorger gemeinsam mit dem Theologen Stefan Sauerbrey auf die Firmung vorbereitet. Ein freiwilliges Angebot, das von Jahr zu Jahr von mehr Schülerinnen und Schülern angenommen wird.

Für diesen Zulauf gibt es laut Stefan Sauerbrey mehrere Faktoren: "Die Jugendlichen kennen die Abtei als Gemeinde, die Schulfamilie als Ort des Glaubens. Sie sind hier in ihrem Glauben oft mehr verwurzelt als in ihrer Heimatpfarrei. Natürlich spielt auch die Beziehungsebene eine große Rolle: Sie kennen uns als Seelsorgeteam aus den Gottesdiensten und Besinnungstagen. " Ein Punkt, den auch Abt Michael für wichtig hält: "Sie kennen unsere Kirche, sie kennen mich und sie sind durch unsere benediktinische Schule mit der Abtei und Gott verbunden. Die Anbindung an die eigene Gemeinde, an die Pfarrei ist heute nicht mehr selbstverständlich."
Abt Michael ist offen für Fragen
Auch, wenn die Jugendlichen den Abt als ihren Firmspender kennen, haben sie beim letzten Vorbereitungstreffen Zeit, ihn ganz persönlich kennen zu lernen, ihm auch durchaus kritische Fragen zu stellen. Etwa, ob er auch mal am Glauben zweifelt. Oder wie er denn wissen könne, dass es Gott gibt. Abt Michael antwortet ehrlich. Natürlich kann auch er als Abt mal zweifeln. Und er erzählt, wo er Gott erfährt. Im Alltag. Auch außerhalb der Kirche.

Diese Authentizität und Ehrlichkeit sind es, die Pater Jesaja für wichtig hält: "Bei uns darf jeder so sein, wie er ist. Ohne Leistungsdruck, mit all seinen Fragen, mit allen Zweifeln – auch am eigenen Glauben. Zweifel gehört zum Glauben und im besten Fall führt es zu einem tieferen Glauben." Stefan Sauerbrey ergänzt: "Die Jugendlichen wissen bei uns ganz klar, woran sie sind. Andererseits kennen wir sie oft schon seit der 5. Klasse – das erleichtert auch uns den Zugang."

Ein besonderes Ritual im Firm-Gottesdienst
Ein weiterer Unterschied für Abt Michael: eine intensive Vorbereitung und eine besondere Gestaltung des Rituals. In der Abtei legen sich die Firmlinge vor der eigentlichen Spendung in der sogenannten "Postratio"-Haltung auf den Boden. Diese wird üblicherweise nur bei der Mönchsprofess und bei den Weihen eingenommen. Vertrauen gegenüber den Mitschülern und natürlich gegenüber Gott sind dafür notwendig. "Wenn jemand sagen würde, dass er das nicht möchte, würden wir das auch respektieren" so Pater Jesaja.

Vorgekommen sei das aber noch nie. Pater Jesaja versteht es, den Jugendlichen zu zeigen, worum es bei dieser Haltung geht. Beim Vorbereitungstreffen wird das in der Abteikirche geprobt. Und zwar nicht nur die äußere Form, sondern auch erklärt, wie sich diese auf die innere Haltung auswirken kann. Hinlegen, sich hingeben, befreit aufstehen. "Der Vorteil hier am Kloster ist, dass Rituale und Gebetshaltungen einfach auch bekannt sind. Die Mystik spielt hier eine große Rolle", erklärt Stefan Sauerbrey.
Ein besonderer Moment für Firmlinge, Paten und Katecheten
"Unsere Schülerinnen und Schüler sind sehr gut in die Rituale eingeführt und wissen, was sie bedeuten. So können sie sich auch wirklich darauf einlassen", betont Abt Michael. Noch nie habe er in diesem Moment fehlende Ernsthaftigkeit erlebt. Im Gegenteil. Durch diese Rituale merke er, wie sich Jugendliche ganz anders ansprechen lassen. "Für die Paten, die hinter den Firmlingen stehen, ist dieser Moment oft sehr berührend. Wir beten ja dabei um den Heiligen Geist, den die Firmlinge dann empfangen sollen." Dabei erlebe er auch, wie ernst dieses Sakrament von den Jugendlichen genommen wird.

Eine Erfahrung, die auch die Schulseelsorger in der Vorbereitung machen. Ein besonderer Termin ist dabei das Wochenende auf dem Winkelhof, ein Haus der Abtei, das für Kurse genutzt wird. Zwei volle Tage zur gemeinsamen Vorbereitung und zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Glauben. "Dass wir beide ein so gut eingespieltes Team sind, spielt dabei natürlich auch eine Rolle", meint Pater Jesaja. Doch der Firmkurs gelinge nur, wenn alle als Gruppe zusammenarbeiten. Das tun die Schülerinnen und Schüler seit Jahren. "Das ist für uns Jahr für Jahr ein Geschenk und ein Segen", freut sich Stefan Sauerbrey. Und eine große Chance. Eine Chance, Jugendliche im Glauben anzusprechen. Eine Chance, die die Abtei auch in Zukunft nutzen wird.
Text und Bilder von Julia Martin (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Abtei Münsterschwarzach)