Firmung in der Schule

  • Schule und Pastoral | 12.05.2022

Mit der Firmung sagen katholische Gläubige bewusst „Ja“ zur Taufe. Meist besuchen sie die achte oder neunte Klasse, wenn sie sich gemeinsam in der Pfarrei auf den Empfang des Sakraments vorbereiten. Doch nicht alle jungen Katholiken lassen sich in diesem Alter firmen – die Gründe dafür sind unterschiedlich. Am Berufskolleg St. Michael in Ahlen gibt es die Möglichkeit, das Sakrament in der Schule zu empfangen. Gemeinsam mit Schulseelsorger Johannes Gröger bereitet sich derzeit wieder eine Gruppe auf die Firmung in der Schule vor.

 

Im Religionsunterricht fing alles an. Als Johannes Gröger in einer Stunde die Sakramente thematisierte, berichteten einige Schülerinnen und Schüler, dass sie die Firmung noch nicht empfangen hätten. Auf die Frage, ob man eigentlich auch in der Schule gefirmt werden könne, hatte der Religionslehrer und Schulseelsorger zunächst keine Antwort. „Da bin ich wirklich religionspädagogisch auf dem linken Fuß erwischt worden. Ich wusste echt nicht, was ich machen sollte“, erinnert sich Gröger, der 2006 zum Diakon geweiht wurde, und grinst. Da er zuvor noch nie etwas über das Thema Firmung in der Schule gehört hatte, fragte Gröger Lehrerkollegen, Priester und schließlich die Verantwortlichen im Bistum Münster um Rat. Diese ermutigten ihn, es einfach zu versuchen.

Seit 2004 organisiert Johannes Gröger nun etwa alle zwei Jahre eine Firmung im Berufskolleg St. Michael in Ahlen, wo er bis heute unterrichtet. Nach einer coronabedingten Pause hat sich in diesem Jahr wieder eine kleine Gruppe zusammengefunden, die im Frühjahr das Sakrament empfangen möchte. Insgesamt acht junge Männer und Frauen zwischen 16 und 20 Jahren treffen sich nun nachmittags zwischen Kerzen, Kaffee und belegten Brötchen und bereiten sich gemeinsam auf die Firmung vor. Etwa vier Monate dauert die Vorbereitung. In dieser Zeit stehen Themen wie der Blick auf die eigene Biografie, Gotteserfahrungen, soziales Engagement aus dem Glauben heraus sowie die Feier von Gottesdiensten und die bewusste Beschäftigung mit dem Firmsakrament auf dem Programm.

Gründe für verpasste Firmung vielfältig

Die Gründe für die bisher verpasste Firmung der Jugendlichen sind unterschiedlich. Viele haben kaum Kontakt zu ihren Heimatpfarreien, andere sind umgezogen oder wurden schlicht vergessen bei der Einladung zum Firmkurs durch die Kirchengemeinde. In der Schule kennen sich die jungen Erwachsenen, und sei es nur von kurzen Begegnungen auf dem Schulflur. Darin liege auch einer der Vorteile der Firmvorbereitung in der Schule, findet Gröger. „Ich spreche ja in der Katechese über sehr viele persönliche Dinge. Das fällt mir erfahrungsgemäß leichter mit Personen, die mir halbwegs vertraut sind“, erklärt der Diakon. Schule sei ein wichtiger Identifikationsort für die Jugendlichen. Neben den Unterrichtsräumen steht der Gruppe in der katholischen Schule zudem eine Kapelle zur Verfügung, in der Teile der Vorbereitung stattfinden.

 

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Gröger: „Schule ist mehr als unterrichten“

Am meisten freut sich Gröger über die hohe Motivation der Jugendlichen. Schließlich finde die Firmkatechese freiwillig und außerhalb der Unterrichtszeit statt. „Die Situation, die wir sonst oft im Religionsunterricht haben, dass es schwierig ist, die jungen Leute zu motivieren, das erlebe ich hier nicht“, berichtet der Religionslehrer. Von dem Moment, an dem sich die Jugendlichen bewusst entscheiden, an der Vorbereitung teilzunehmen, sei auch eine große Bereitschaft da, die bleibt. Eine Fortführung des Religionsunterrichts nach Schulschluss solle die Firmkatechese aber ganz bewusst nicht sein, betont Gröger und ergänzt: „Schule ist mehr als unterrichten“. An einer katholischen Schule sei es für ihn selbstverständlich, dass der Glaube immer wieder im Alltag spürbar werde. Das umfasst auch soziales Engagement. Jedes Jahr unterstützt die Schulgemeinschaft unter anderem die Aktion „Kleiner Prinz“ mit befüllten Schuhkartons für Kinder in rumänischen Waisenhäusern.

Kein Konkurrenzangebot: Firmung in der Schule ergänzt Angebot der Gemeinden

Eine Sache betont Johannes Gröger dabei ganz besonders: Die Firmung in der Schule soll nicht als Konkurrenzangebot zur Firmung in der Gemeinde verstanden werden. In den Anfangsjahren seiner Firmvorbereitung im Berufskolleg hatte es vereinzelt Widerstand aus der örtlichen Kirchengemeinde gegeben, berichtet der Diakon. Das habe sich aber gelegt. Es gehe nicht darum, Jugendliche abzuwerben. In den Gemeinden liege das Firmalter meist unter dem von Grögers Schülerinnen und Schülern. Zudem befänden sich die Jugendlichen im Berufskolleg in einer anderen Lebenssituation. „Die Schüler sind kurz davor, ins Berufsleben hineinzuspringen, befinden sich in einer Selbstfindungsphase. Und sich auf diesem Weg auch aus theologischer Sicht noch einmal bestärken zu lassen, hat, glaube ich, sehr viel Charme“, erklärt Gröger.

In diesem Jahr steht eine Premiere für den Schulseelsorger an: Zwei Schüler aus seiner Firmgruppe sind bisher noch nicht Mitglieder der katholischen Kirche. Daher werden sie das Sakrament der Taufe in der Osternacht in ihrer Heimatgemeinde empfangen. „Da ich guten Kontakt zum zuständigen Priester habe und ja auch selbst Diakon bin, werde ich die Taufe mitbegleiten“, freut sich Gröger.

Gemeinsam mit Bistum Arbeitshilfe herausgegeben

Von Kolleginnen und Kollegen an anderen Schulen hatte es immer wieder Interesse an seinem pastoralen Angebot gegeben. Aus diesem Grund hat Gröger gemeinsam mit Stefanie Uphues, Referentin für Katechese im Bistum Münster, eine Arbeitshilfe zur Firmung in der Schule herausgegeben. „Wir vom Bistum Münster sind generell immer auf der Suche nach neuen Orten für die Firmpastoral“, berichtet Uphues. Daher begrüße sie das pastorale Angebot von Diakon Gröger sehr. Die Schule stelle dabei einen spannenden Raum dar. Die Suche nach neuen Kirchorten spiegelt sich auch im sogenannten Pastoralplan wider, den das Bistum Münster 2013 herausgegeben hat. Darin heißt es unter anderem, dass das Bistum „die Entwicklung der Kirche vor Ort in den Sozial- und Lebensräumen der Menschen“ fördern wolle.

Firmung findet am 20. Mai statt

Am 20. Mai ist es dann soweit: Die jungen Männer und Frauen empfangen das Sakrament der Firmung. Wie dies coronakonform stattfinden kann, ist bisher noch nicht ganz klar. Je nachdem wie viele Angehörige die Firmlinge und ihre Paten begleiten werden, soll der Gottesdienst entweder in der nahegelegenen St. Elisabeth-Kirche in Ahlen oder in der kleineren Schulkapelle des Berufskollegs gefeiert werden.

 

Von Maike Müller

 

*Hinweis: Dieser Artikel ist eine grundlegend aktualisierte Version eines Textes aus dem Jahr 2019, der ebenfalls auf katholische-schulen.de erschienen ist.

 

Kontakt:

Berufskolleg St. Michael

Warendorfer Str. 72

50227 Ahlen

Tel.: 02382/91400

www.berufskolleg-st-michael.de