Lauter Jubel dröhnt über den Parkplatz, als der Mann mit dem Mikrofon den Namen ihrer Schule nennt. Die Schülerinnen und Schüler der St. Michaelschulen setzen sich in Bewegung. Insgesamt 1.500 Mädchen und Jungen nehmen am 12. Juli 2017 an der siebten Domwallfahrt der vom Erzbistum Paderborn getragenen Schulen teil. Sechstklässler von 16 Schulen pilgern gemeinsam mit ihren Lehrern, Schulseelsorgern und Helfern in Richtung Dom. Das Leitwort „Zu den Quellen“ ist wörtlich gemeint, denn der Weg führt die Gruppe entlang der Pader zu den Quellen des Flusses.
Mittendrin ist auch Marilies Risse. Sie ist eine der zahlreichen Helferinnen in den signalroten T-Shirts unter den Regenjacken. Risse arbeitet als Sachbearbeiterin in der Schulabteilung des Erzbistums Paderborn, wechselt bei der jährlichen Domwallfahrt der Katholischen Schulen aber auch gerne mal in den „Außendienst“. Auch persönlich hat sie eine besondere Beziehung zu den Katholischen Schulen des Erzbistums. "Ich war früher selbst Schülerin an der Realschule St. Michael. Ich habe immer noch eine Verbindung zu diesem Haus und da ist die Domwallfahrt auch für mich immer wieder eine schöne Veranstaltung“, berichtet Marilies Risse. Inzwischen besuchen ihre Nichten die St. Michaelschulen.
Vor sieben Jahren hat Erzbischof Hans-Josef Becker die Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal auf den Pilgerweg zum Hohen Dom eingeladen. Die Domwallfahrt nimmt Bezug auf das Leitbild der Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn „Miteinander lernen, leben, glauben“. Dieses Leitbild sieht unter anderem vor, die Verbindung von Schule und Kirche zu stärken.
Vorbereitung auf die Domwallfahrt im Unterricht
Sommerferienpläne und Vorfreude auf die freie Zeit liegen in der Luft. Trotz des grauen Himmels und ein paar Regentropfen hin und wieder ist die Stimmung der großen und kleinen Pilger fröhlich. Auch Matthias Bergmann läuft zufrieden neben seinen Schülern her. „Das ist immer eine rundum schöne Veranstaltung vor den Ferien“, erzählt der Lehrer an der Realschule St. Michael in Paderborn. „Aber nicht nur das. Die Schüler werden auch inhaltlich im Religionsunterricht auf die Domwallfahrt vorbereitet. Da erfahren die Kinder zum Beispiel etwas über die Geschichte des Doms und das diesjährige Motto“, erklärt Bergmann.
Bunte Regenschirme trotzen dem Wetter
Vorbei an den Quellen der Pader macht die Pilgergruppe noch einmal Halt auf dem Schulhof der St. Michaelschulen, wo der Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung im Erzbischöflichen Generalvikariat, Domprobst Joachim Göbel, die Kinder, Lehrer und Seelsorger erwartet und begrüßt. Kurz vor dem Ziel, mit dem Dom schon in Sichtweise, öffnen sich die Schleusen des Himmels dann doch noch einmal richtig. „Bei der allerersten Domwallfahrt hat es auch so geregnet, weißt du noch?“, erinnert eine Lehrerin ihre Kollegin und schlüpft zu ihr unter den großen Schirm. Auch die Schülerinnen und Schüler drängeln sich zu zweit oder dritt unter bunten Regenschirmen.
Die letzte Etappe führt die Teilnehmer über den Wochenmarkt. Vorbei an Bratwurstbuden, Blumenständen und Obsthändlern ziehen die 1.500 Schülerinnen und Schüler mit ihren Begleitern zum Eingang des Doms. „Die Kinder machen wieder ihre Domwallfahrt“, klärt eine ältere Dame den verdutzten Verkäufer im Bäckerwagen auf. Am sogenannten Paradiesportal des Hohen Doms werden die Mädchen und Jungen von Erzbischof Hans-Josef Becker erwartet. „Ich freue mich, dass ihr mit so wachen Augen an mir vorbei gegangen seid am Paradiesportal. Das hat mir gut getan“, sagt er später im Wortgottesdienst, als Ruhe eingekehrt und jeder einen Platz gefunden hat – in den Bänken oder auf dem Fußboden.
Danach besprengt der Schulbischof die Kinder mit zuvor gesegnetem Wasser aus den Quellen der Pader. Und auch andere Quellen stehen im Fokus des Wortgottesdienstes mit Erzbischof Hans-Josef Becker, Domprobst Joachim Göbel und den teilnehmenden Schulseelsorgern: die Kraftquellen der Kinder. Im Vorfeld hatte die Schulabteilung des Erzbistums die Kinder aufgefordert, eine Postkarte mit Symbolen für die Dinge und Personen zu gestalten, die ihnen Kraft geben. Am meisten werden Familie, Freunde und Haustiere genannt.
Dann wird es noch einmal spannend für die Schülerinnen und Schüler. Vorab konnten sie Fragen einschicken, die sie dem Erzbischof schon immer einmal stellen wollten. In einer Schnellfragerunde wollen die Kinder unter anderem wissen, was Erzbischof Becker als Kind einmal werden wollte. „Lokführer“, antwortet dieser ohne zu zögern. Schwieriger wird es da schon bei der Frage nach dem Sinn des Lebens. „Gott hat uns gerufen und berufen zu einem Leben in Fülle. Diese Fülle und Erfüllung ist das Ziel und der Sinn des menschlichen Lebens", erklärt Becker.
Nachmittagsprogramm im Computermuseum
Als die selbst gestalteten Kerzen der Schulen als Symbol für die große Schulgemeinschaft auf dem Altar brennen und die Schüler den Dom wieder verlassen haben, ist der spirituelle Teil der Wallfahrt vorbei. Die Kinder sammeln sich draußen um die jeweiligen Fahnen ihrer Schulen und machen sich auf den Rückweg zum Heinz Nixdorf MuseumsForum, wo der Pilgerweg am Morgen gestartet war. Auch wenn das geplante Nachmittagsprogramm mit Menschenkicker und Co. aufgrund des schlechten Wetters schon am Vortag abgesagt werden musste, sind Johanna und ihre Freundinnen zufrieden. „Es war ein schöner Tag. Auf dem Weg haben wir Entenküken im Fluss gesehen, so süß. Und die Musik im Dom war toll“, erzählt die Sechstklässlerin aus Paderborn. Sie freut sich schon auf die Roboter im Computermuseum, das Alternativprogramm für den Nachmittag.
Text und Bilder von Maike Müller