Firmung in der Schule

  • Schule und Pastoral | 01.04.2019

Mit der Firmung sagen katholische Gläubige bewusst „Ja“ zur Taufe. Meist besuchen sie die achte oder neunte Klasse, wenn sie sich gemeinsam in der Pfarrei auf den Empfang des Sakraments vorbereiten. Doch nicht alle jungen Katholiken lassen sich in diesem Alter firmen – die Gründe dafür sind unterschiedlich. Am Berufskolleg St. Michael in Ahlen gibt es die Möglichkeit, das Sakrament in der Schule zu empfangen. Gemeinsam mit Schulseelsorger Johannes Gröger bereitet sich derzeit wieder eine Gruppe auf die Firmung in der Schule vor.

 

Im Religionsunterricht fing alles an. Als Johannes Gröger in einer Stunde die Sakramente thematisierte, berichteten einige Schülerinnen und Schüler, dass sie die Firmung noch nicht empfangen hätten. Auf die Frage, ob man eigentlich auch in der Schule gefirmt werden könne, hatte der Religionslehrer und Schulseelsorger zunächst keine Antwort. „Da bin ich wirklich religionspädagogisch auf dem linken Fuß erwischt worden. Ich wusste echt nicht, was ich machen sollte“, erinnert sich Gröger, der 2006 zum Diakon geweiht wurde, und grinst. Da er zuvor noch nie etwas über das Thema Firmung in der Schule gehört hatte, fragte Gröger Lehrerkollegen, Priester und schließlich die Verantwortlichen im Bistum Münster um Rat. Diese ermutigten ihn, es einfach zu versuchen.

Seit 2004 organisiert Johannes Gröger nun etwa alle zwei Jahre eine Firmung im Berufskolleg St. Michael in Ahlen, wo er bis heute unterrichtet. Auch in diesem Jahr hat sich wieder eine kleine Gruppe zusammengefunden, die im Sommer das Sakrament empfangen möchte. Manuel, Anton, Gabriel, Jana, Johanna, Maja und Franz heißen die Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 22 Jahren, die an einem Mittwochnachmittag im März um den Tisch im hellen Klassenzimmer herumsitzen und über ihren Glauben sprechen. Auf dem Boden neben ihnen leuchtet eine große Kerze mit den Namen der Firmlinge. Auf einem weiteren Tisch steht ein Tablett mit belegten Brötchen.

Gründe für verpasste Firmung vielfältig

Die Gründe für die bisher verpasste Firmung der Jugendlichen sind unterschiedlich. Viele haben kaum Kontakt zu ihren Heimatpfarreien, andere sind umgezogen oder wurden schlicht vergessen bei der Einladung zum Firmkurs durch die Kirchengemeinde. Jana und Johanna finden es besonders gut, dass der Firmkurs in der Schule stattfindet. „Einige Leute kannte ich schon vom Schulflur. Man hat sich schon mal gesehen. Hier haben wir uns dann richtig kennengelernt“, erklärt Jana. Darin liege auch einer der Vorteile der Firmvorbereitung in der Schule, findet Gröger. „Ich spreche ja in der Katechese über sehr viele persönliche Dinge. Das fällt mir erfahrungsgemäß leichter mit Personen, die mir halbwegs vertraut sind“, erklärt der Diakon. Schule sei ein wichtiger Identifikationsort für die Jugendlichen. Neben den Unterrichtsräumen steht der Gruppe in der katholischen Schule zudem eine Kapelle zur Verfügung, in der Teile der Vorbereitung stattfinden.

 

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Gröger: „Schule ist mehr als unterrichten“

Am meisten freut sich Gröger über die hohe Motivation der Jugendlichen. Schließlich finde die Firmkatechese freiwillig und außerhalb der Unterrichtszeit statt. „Die Situation, die wir sonst oft im Religionsunterricht haben, dass es schwierig ist, die jungen Leute zu motivieren, das erlebe ich hier nicht“, berichtet der Religionslehrer. Von dem Moment, an dem sich die Jugendlichen bewusst entscheiden, an der Vorbereitung teilzunehmen, sei auch eine große Bereitschaft da, die bleibt. Eine Fortführung des Religionsunterrichts nach Schulschluss solle die Firmkatechese aber ganz bewusst nicht sein, betont Gröger und ergänzt: „Schule ist mehr als unterrichten“. An einer katholischen Schule sei es für ihn selbstverständlich, dass der Glaube immer wieder im Alltag spürbar werde. Das umfasst auch soziales Engagement. Jedes Jahr unterstützt die Schulgemeinschaft unter anderem die Aktion „Kleiner Prinz“ mit befüllten Schuhkartons für Kinder in rumänischen Waisenhäusern.

Ehemalige Schülerin ist nun Katechetin

In diesem Jahr bekommt Lehrer, Schulseelsorger und Diakon Gröger erstmals Unterstützung bei der Firmvorbereitung von einer ehemaligen Schülerin. Vanessa Karos macht nach ihrem Fachabitur am Berufskolleg St. Michael gerade eine Ausbildung zur Industriekauffrau und war vor einigen Jahren eine von Grögers ersten „Schulfirmlingen“. „Die Zeit in der Katechese hat mir damals sehr viel Spaß gemacht. Diese positiven Erfahrungen möchte ich nun auch an andere Schüler weitergeben“, erklärt die 18-Jährige das Engagement in ihrer Freizeit. Etwa vier Monate dauert die Vorbereitung. In dieser Zeit stehen Themen wie der Blick auf die eigene Biografie, Gotteserfahrungen, soziales Engagement aus dem Glauben heraus sowie die Feier von Gottesdiensten und die bewusste Beschäftigung mit dem Firmsakrament auf dem Programm.

Kein Konkurrenzangebot: Firmung in der Schule ergänzt Angebot der Gemeinden

Eine Sache betont Johannes Gröger ganz besonders: Die Firmung in der Schule soll nicht als Konkurrenzangebot zur Firmung in der Gemeinde verstanden werden. In den Anfangsjahren seiner Firmvorbereitung im Berufskolleg hatte es vereinzelt Widerstand aus der örtlichen Kirchengemeinde gegeben, berichtet der Diakon. Das habe sich aber gelegt. Es gehe nicht darum, Jugendliche abzuwerben. In den Gemeinden liege das Firmalter meist unter dem von Grögers Schülerinnen und Schülern. Zudem befänden sich die Jugendlichen im Berufskolleg in einer anderen Lebenssituation. „Die Schüler sind kurz davor, ins Berufsleben hineinzuspringen, befinden sich in einer Selbstfindungsphase. Und sich auf diesem Weg auch aus theologischer Sicht noch einmal bestärken zu lassen, hat, glaube ich, sehr viel Charme“, erklärt Gröger.

Gemeinsam mit Bistum Arbeitshilfe herausgegeben

Von Kolleginnen und Kollegen an anderen Schulen hatte es immer wieder Interesse an seinem pastoralen Angebot gegeben. Aus diesem Grund hat Gröger gemeinsam mit Stefanie Uphues, Referentin für Katechese im Bistum Münster, eine Arbeitshilfe zur Firmung in der Schule herausgegeben. „Wir vom Bistum Münster sind generell immer auf der Suche nach neuen Orten für die Firmpastoral“, berichtet Uphues. Daher begrüße sie das pastorale Angebot von Diakon Gröger sehr. Die Schule stelle dabei einen spannenden Raum dar. Die Suche nach neuen Kirchorten spiegelt sich auch im sogenannten Pastoralplan wider, den das Bistum Münster 2013 herausgegeben hat. Darin heißt es unter anderem, dass das Bistum „die Entwicklung der Kirche vor Ort in den Sozial- und Lebensräumen der Menschen“ fördern wolle.

Firmung während Schulgottestdienst am 7. Juni

Auf ihre Paten haben sich die Firmlinge bereits festgelegt. Manuel hat sich seine große Schwester ausgesucht, die vor einigen Jahren selbst im Berufskolleg St. Michael gefirmt worden war. Vereinzelt haben auch Lehrer schon einmal diese Rolle übernommen. Am 7. Juni ist es dann soweit: Die jungen Männer und Frauen empfangen im Rahmen eines Schulgottesdienstes in der St. Elisabeth-Kirche in Ahlen das Sakrament der Firmung durch Weihbischof Dieter Geerlings. Auch in diesem Jahr soll die Feier wieder ein Fest für die gesamte Schulgemeinschaft werden.

 

Von Maike Müller

Kontakt:

Berufskolleg St. Michael

Warendorfer Str. 72

50227 Ahlen

Tel.: 02382/91400

www.berufskolleg-st-michael.de

 

Hier geht´s zur Arbeitshilfe:

Weil Gott auch auf dem Schulhof ist