Wie kann eine Katholische Schule ihr Profil erweitern und schärfen? Diese Frage stellten sich die Verantwortlichen der Klosterschulen in Offenburg im Erzbistum Freiburg vor einigen Jahren. Das Kollegium entschied, sich als sogenannte UNESCO-Projektschule zu engagieren. Diese Schulen unterstützen die Ziele der UNESCO und vernetzen sich mit weltweit insgesamt 8.800 ausgezeichneten Bildungseinrichtungen.
Katholisch trifft UNESCO
Die Ziele der UNESCO-Schulen decken sich mit denen Katholischer Schulen: Mitarbeit an einer Kultur des Friedens, in der jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit einen Platz hat sowie verantwortungsvoller Umgang mit der Natur. Menschenrechtsbildung, Demokratieerziehung, interkulturelles und globales Lernen, Umweltbildung und UNESCO-Welterbeerziehung sind dabei konkrete Handlungsfelder.
Bewerbung als Projektschule
Rund 250 UNESCO-Schulen gibt es in der Bundesrepublik. Jeder Schultyp des deutschen Bildungssystems ist vertreten. „Sie sind ganz normale Schulen mit einem kleinen aber feinen Unterschied: Auf dem Stundenplan stehen die Einhaltung der Menschenrechte, kulturelle und Umweltbildung und der gerechte Ausgleich zwischen Arm und Reich“, heißt es auf der Website der deutschen UNESCO-Kommission. Bildungseinrichtungen, die sich engagieren wollen, müssen sich beim zuständigen Kultusministerium oder der Schulbehörde bewerben und zeigen, dass sie sich mit den Zielen identifizieren. Dazu muss sich die gesamte Schulgemeinschaft einbringen: Schüler, Kollegen und Eltern. Nach drei Jahren als interessierte UNESCO-Projektschule ist auch die Klosterschule in Offenburg eine „mitarbeitende“ geworden.
Dieser Weg hat die insgesamt rund 1.000 Schülerinnen an Gymnasium und Realschule nicht kalt gelassen, ist sich Schulleiter Wilfrid Arens sicher. Die Mädchen identifizieren sich demnach mit den Ideen, die auch den Rahmen für viele neue Aktivitäten und Aktionen bilden. Dabei kann sich die Schule auf die Ziele der UNESCO fokussieren und sein katholisches Profil einbringen. Zum Beispiel durch internationale Vernetzung und die Förderung interkulturellen Lernens. Nur Begegnungen mit dem Fremden und der Austausch mit anderen Menschen können stabile Brücken zwischen unterschiedlichen Ländern und Kulturen schaffen, ist Arens überzeugt.
Beispiele aus dem Schulalltag
In allen Projektschulen finden regelmäßig internationale Projekttage statt, die jeweils ein Thema in den Vordergrund stellen. Zusätzlich findet an den Klosterschulen in Offenburg alle zwei Jahre ein von der Schule organisiertes einwöchiges Europaseminar statt. Daran nehmen Schülerinnen aus Italien, Frankreich, Deutschland und Polen teil. Auch Schulpartnerschaften in weiter entfernten Ländern gehören zum „UNESCO-Profil“ des katholischen Hauses. So sind neue Verbindungen zu einer melkitisch-katholischen Schule im israelischen Ibillin und einer Katholischen Mädchenschule im australischen Sidney entstanden.
Interkulturelles Lernen: Fester Bestandteil im Schulalltag
In Form eines Filmprojektes beschäftigen sich alle Achtklässlerinnen mit verschiedenen Ländern, Kulturen und Menschen. Beim Thema Flucht sprachen Geflüchtete über ihre Erfahrungen, die dann mit der Darstellung in verschiedenen Filmen verglichen wurden. In einem weiteren Projekt engagierten sich die Schülerinnen mit Kuchenspenden, Kinderbetreuung und Bewirtung im Flüchtlingscafé der Caritas.
Die gelingende „Internationalisierung“ einer Schule basiert laut Schulleiter Wilfrid Arens auf verschiedenen Grundpfeilern. So könnten Schüler die Vielfalt der Welt in der Schule nur erfahren, wenn es Aktivitäten gibt, die Berührungspunkte mit Ländern und Kulturen auf verschiedenen Ebenen schaffen. Die Klosterschulen Offenburg können dazu zum einen das Netzwerk der UNESCO-Projektschulen nutzen und haben als katholische Einrichtung auch den Vorteil, dass Kirche auch Weltkirche bedeutet. Zusätzlich ist die Vernetzung mit unterschiedlichen Einrichtungen und Institutionen in der Umgebung wichtig. Persönliche Begegnungen der Schülerinnen mit Menschen aus anderen Kulturkreisen festigen diese Arbeit. Eine Erfahrung für die ganze Schulgemeinschaft.
Von Maike Müller