Vom Trend zum Konzept - Nachhaltigkeit in der Schule

  • Werte und Verantwortung | 12.07.2022

Plastikverpackungen in der Mensa, Klassenreisen mit dem Flugzeug und morgendliche Elterntaxis: Auch im Schulalltag gibt es die ein oder andere Klimasünde. Immer mehr Jugendliche kritisieren das und fordern mehr Nachhaltigkeit an ihren Schulen. Die Schulgemeinschaft der St.-Anna-Schule in Wuppertal engagiert sich vielfältig – und schreibt Nachhaltigkeit sogar ins Schulprofil. Wir haben mit Lehrerin Maria Landes gesprochen.

 

Warum muss es zu jedem Brötchen eine Serviette geben? Und warum werden in der Mensa Plastikgabeln verteilt? Fragen wie diese sind es, die die Mädchen und Jungen in der Nachhaltigkeits-AG von Lehrerin Maria Landes an der St.-Anna-Schule in Wuppertal umtreiben. Seit dem Schuljahr 2021/2022 treffen sich Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen einmal wöchentlich, um sich mit der Umsetzung nachhaltiger Themen an Ihrer Schule auseinanderzusetzen. Bevor es um konkrete Ideen ging, stand erst einmal Wissensvermittlung auf dem Programm, wie die Deutsch- und Religionslehrerin berichtet von den Anfängen berichtet. „Es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler verstehen, warum diese Themen relevant sind. Erst dann können sie sich emotional damit auseinandersetzen“, erklärt Landes, die während eines Praktikums bei der UNESCO ihre Leidenschaft für die Bildung für nachhaltige Entwicklung entdeckt hat.

Vom Schulgarten bis zum papierlosen Unterricht

Konkrete Ideen haben die rund zehn regelmäßigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gruppe viele: regionale, biologisch angebaute und fair gehandelte Produkte in der Mensa sowie vegetarische und vegane Gerichte ohne Plastikverpackung, ein eigener Schulgarten, Mülltrennung, papierloser Unterricht, mehr Fahrradständer und klimafreundliche Klassenfahrten sind nur einige davon. „Ich bin immer wieder erstaunt, dass ich kaum etwas vorgeben muss. Die Schülerinnen und Schüler bringen von sich aus schon so viel Wissen und Engagement mit. Sie interessieren sich sehr für Nachhaltigkeit und haben viele Ideen, wie wir diese bei uns umsetzen können“, erklärt die Pädagogin. Durch die Corona-Pandemie mussten leider einige geplante Aktionen ausfallen. Das habe den Enthusiasmus der Gruppe aber nicht gebremst. „In der Adventszeit haben wir statt eines gemeinsamen Bastel-Nachmittags dann große Plakate in der Schule aufgehängt mit Tipps für nachhaltigen Weihnachtsschmuck und Backrezepte“, so die Lehrerin. Die Pandemie macht erfinderisch.

Zertifizierte Fair Trade Schule

Die Arbeitsgruppe ist nur ein Teil des Engagements der St.-Anna-Schule in Sachen Nachhaltigkeit. Seit Dezember 2016 ist das katholische Gymnasium zertifizierte Fair Trade Schule. Im Jahr 2012 startete der Kölner Verein TransFair die Kampagne „Fairtrade-Schools“ und hat bisher insgesamt 836 Schulen ausgezeichnet. Es ist derselbe Verein, der auch die Fair-Trade-Siegel für Waren wie Bananen, Baumwolle oder Schokolade vergibt. Mitmachen kann jede Schule – von der Grundschule bis zum Berufskolleg. Für die Auszeichnung müssen verschiedene Kriterien erfüllt werden: Am Schulkiosk sollen zum Beispiel nur noch fair gehandelte Produkte über den Tresen gehen, ein Schulteam organisiert Aktionen und auch im Unterricht ist das Thema Fairer Handel fest verankert. Die Umsetzung dieser Punkte dokumentieren die Schülerinnen und Schüler zusätzlich in einem Blog auf der Website der Kampagne. Zwei Jahre gilt die Auszeichnung – danach werden die Kriterien erneut überprüft. All das wird an der St.-Anna-Schule von einer Fairtrade-AG koordiniert und umgesetzt. Unterstützt werden die verschiedenen Gruppen von einer Nachhaltigkeitsbeauftragten - eine Aufgabe, die von einer Lehrerin aus dem Kollegium übernommen wurde. Zusätzlich hat die Schule ein Netzwerk aus externen Partnern wie Gepa und Caritas aufgebaut, die sie in ihrem Engagement unterstützen.

Ideen für die Zukunft der Schule

Für Maria Landes geht die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit über den Umweltschutz weit hinaus. So ist es ihr zum Beispiel wichtig, ihren Schülerinnen und Schülern einen verantwortungsvollen Umgang mit dem materiellen und geistigen Eigentum anderer zu vermitteln. Außerdem biete das Thema auch eine Möglichkeit, Demokratie in der Schule zu verankern, so die Pädagogin. „Das kann in Form von Gremien wie einem Parlament für Nachhaltigkeit oder der Etablierung von Schülern als Nachhaltigkeitsscouts oder Umweltsprecher passieren“, erläutert Landes ihre Ideen für die Zukunft.

Schulentwicklung: Digital – Nachhaltig - Gemeinde

Diese Ideen spielen auch in einem weiteren Gremium an der St.-Anna-Schule in Wuppertal eine Rolle. Unter dem Motto „Schule 2030“ entwickelt eine Gruppe aus Schulleitung, Lehrkräften und Schulseelsorgern zukunftweisende Ideen für die Bereiche „Digital“, „Nachhaltig“ und „Gemeinde“. Auf diese Weise fließen die Themen, mit denen die Schülerinnen und Schüler sich ganz praktisch in ihrem Schulalltag beschäftigen auch in die Arbeit der Schulentwicklung mit ein. Ein weiterer Teil davon ist auch der Weg hin zur papierlosen Schule. „Schule ist eine Art Mikrokosmos der Gesellschaft, in dem die Schülerinnen und Schüler lernen demokratisch zu leben. Dann erleben sie, dass sie nicht nur den Erwachsenen bei ihren Entscheidungen zuschauen, sondern selbst etwas ändern können“, berichtet die Pädagogin. Auch im Leitbild des katholischen Gymnasiums ist das Thema Nachhaltigkeit festgeschrieben.

 

Unterrichtsmaterial zum Thema

Gerechtigkeit, Verantwortung, Bewahrung der Schöpfung: Diese Themen sind zentral, wenn es im Religionsunterricht um Umweltschutz, Klimawandel und Laudato si geht. Im Schwerpunkt "Bildung für nachhaltige Entwicklung" auf unserem Partnerportal rpp-katholisch.de haben wir passende Unterrichtsmaterialien für den Religionsunterricht in den Sekundarstufen I und II zusammengestellt.

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Themen für den Religionsunterricht

Als Religionslehrerin hat Landes auch den religiösen Aspekt des Engagements der Schule in Sachen Nachhaltigkeit im Blick. „Was ist überhaupt Schöpfung? Was ist der Unterschied zur Umwelt? Auch darüber spreche ich mit den Schülerinnen und Schülern in der Nachhaltigkeits-AG“, so die Pädagogin. Im Religionsunterricht haben diese Themen zum Beispiel in den Bereichen Ethik und Bewahrung der Schöpfung ihren Platz. Schulen in katholischer Trägerschaft sieht Landes beim Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung besonders in der Plicht.

Erzbistum Köln betont Bedeutung von BNE

Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung standen im Mittelpunkt der Pädagogischen Woche 2021 des Erzbistums Köln, dem Träger der St.-Anna-Schule Wuppertal. Die Zerstörung des St.-Angela-Gymnasiums in Bad Münstereifel durch das Hochwasser im Juli habe gezeigt, dass der Mensch zerbrechlich sei, aber nicht handlungsunfähig, sagte Thomas Pitsch, Leiter der Abteilung Katholische Schulen in freier Trägerschaft, im Rahmen der Veranstaltung im vergangenen November. „Die grundsätzliche Frage nach nachhaltiger Entwicklung geht uns alle an“, ergänzte Pitsch. Die Katholischen Schulen zeigten dabei bereits in zahlreichen Projekten, dass sie es besser machen wollen. Nach eigenen Angaben hat sich die Diözese mit der „Vision Schöpfungsverantwortung“ vorgenommen, bis zum Jahr 2030 wichtige Schritte in Richtung Klimaneutralität zu gehen. Diese beziehen sich auf die Bereiche Gebäude und Energie, Biodiversität, Konsum, Mobilität, Bildung und Pastoral, Umweltmanagement. Vom Trend hin zum Konzept – die St.-Anna-Schule in Wuppertal ist bereits wichtige Schritte auf diesem Weg gegangen und zeigt, was in der Schule alles möglich ist.

(mam)

 

 

Kontakt:

Erzbischöfliche St.-Anna-Schule

Dorotheenstr. 11-19

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Tel.: 0202/429650

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