Von der Förderschule zur inklusiven Grundschule
Die Fuldaer Schule entstand aus einer 1904 gegründeten bürgerlichen Stiftung. Seit etwa 1908 bis in die 1990er Jahre hinein leiteten Vizentinerinnen die Schule für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. 2015 wurde aus der Grundstufe der Förderschule eine inklusive Grundschule. Unter dem Motto „Die Schülerschule – gemeinsam sind wir Klasse“ lernen die Kinder nun klassenübergreifend von- und miteinander, jeweils in ihrem eigenen Tempo.
Ein besonderes Konzept
Pro Jahrgang kann die Grundschule 15 Kinder aufnehmen, fünf davon mit besonderem Förderbedarf. Das Besondere an der Antonius von Padua Schule ist das offene Raumkonzept. Es gibt keine festen Klassenräume, sondern eine große Halle und offene Lernräume. Die zusätzlichen geschlossenen Lernräume und das Lehrerzimmer sind verglast. Durch dieses architektonische Konzept können sich die Lerngruppen jahrgangsübergreifend mischen. Auch für die Auszeichnung mit dem Jakob Muth-Preis war dieser Aspekt ausschlaggebend, wie die Stiftung mitteilt. Lob für das gelingende Lernen gab es auch von der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung. „Die Antonius von Padua Schule zeigt, dass Inklusion sehr unterschiedlich umgesetzt werden kann. Hier öffnet sich eine Förderschule für den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung“, sagte Bentele anlässlich der Bekanntgabe der Preisträger im Sommer.
Jeder lernt in seinem Tempo
Und noch etwas ist besonders am Konzept der inklusiven Grundschule. Jedes Kind lernt in seinem eigenen Tempo auf individuelle Lernziele hin. Lehrer Timo Bereiter erklärt dazu im Video der Stiftung: „Vom ersten Tag an ist es wirklich so, dass die Kinder wissen, dass jeder verschiedene Sachen kann, dass es verschiedene Talente gibt und jeder einfach unterschiedlich weit ist in seinem Lernen.“ Das unterstützt auch Schulleiter Hanno Henkel in dem Kurzportrait der Preisträgerschule: „Ein Kind bekommt dann eine gute Leistung bescheinigt, wenn es sich in dem Horizont seiner Leistungsmöglichkeit bewegt. Und das verstehen die Kinder sehr schnell, dass sie sich nicht mit dem Durchschnitt der Lerngruppe zu vergleichen haben, sondern mit ihrer eigenen Ausgangssituation.“

© Bertelsmann Stiftung / Thomas Kunsch
Im Anschluss an den Unterricht bietet die offene Ganztagsschule ein Mittagessen an. Anschließend werden die Schüler bei Hausaufgaben betreut oder erhalten Therapien. Derzeit sind die Klassen eins bis vier der Antonius von Padua Schule inklusiv. Die Jahrgänge fünf bis zehn sind noch eine reine Förderschule. Insgesamt lernen und arbeiten 100 Schülerinnen und Schüler und 15 Lehrer an der Schule.
Auszeichnung für inklusive Schule
Der Jakob Muth-Preis für inklusive Schule zeichnet seit 2009 Schulen aus, in denen Kinder mit und ohne Förderbedarf vorbildlich gemeinsam lernen. Der Preis ist pro Schule mit 3.000 Euro dotiert. Namensgeber ist der Pädagogikprofessor Jakob Muth, der sich für die Integration behinderter Kinder in das allgemeine Schulwesen einsetzte.
Von Maike Müller