"Er arbeitet selbstständig und findet eigene Lösungsansätze. Dabei entwickelt er eigene Ideen, denen er zielstrebig nachgehen kann", steht auf Dominiques Zertifikat. Und: "Er handelt stets verantwortungsbewusst und zuverlässig". Am Ende des Schuljahres bekommt jeder Schüler der Mittelstufe an der Maria-Montessori-Gesamtschule in Krefeld ein solches Zertifikat mit einer Übersicht über die erarbeiteten Projekte. Ein Grundsatz des wöchentlichen Projekttages lautet: Die Motivation soll sich aus der Arbeit an dem Thema heraus entwickeln, nicht aus dem Wunsch nach einer guten Note.
Ein wöchentlicher Projekttag
Auch an der 1977 gegründeten Schule mit rund tausend Schülern müssen sich die Lehrer an den Lehrplan halten und den Jungen und Mädchen alle relevanten Inhalte beibringen. Dennoch haben sich die Verantwortlichen für "Muße im projektorientierten Lernen" entschieden - und das Konzept funktioniert. In den Jahrgängen der Mittelstufe werden die für Freiarbeit vorgesehenen Stunden auf einen Wochentag konzentriert. An diesem Tag findet der Unterricht nicht nur im Klassenzimmer statt: Museen, Betriebe oder Theater werden zum Lernort. "Die Arbeit soll nicht nur den Kopf einbeziehen, sondern möglichst alle Sinne ansprechen, eine Forderung, die sich auch aus den Schriften Maria Montessoris immer wieder ergibt", schreibt Schulleiter Hans-Willi Winden in einem Brief an die Eltern.
© Bischöfliche Maria-Montessori-Gesamtschule
Auch Eltern sind gefragt
Denn bei einem derart offenen Unterrichtskonzept sind auch Mütter und Väter gefragt. Oft liegt es an ihnen, den Kindern die Chancen aufzuzeigen, die in einem regelmäßigen Projekttag liegen. Der lebt nämlich nicht zuletzt von der Bereitschaft der Schüler, sich darauf einzulassen - besonders, wenn die Struktur des Tages nicht mehr vom vorgegebenen Stundenplan und der Pausenglocke bestimmt wird. Soziales Lernen und Teamfähigkeit stehen im Vordergrund. Absprachen müssen eingehalten werden, damit das Vorhaben gelingt. Schon das sind Fähigkeiten, die in der Zukunft der Schüler eine Rolle spielen werden. Lernen für das Leben, also.
Lehrer in einer neuen Rolle
Das gilt auch für die Lehrer. Sie müssen sich auf die neue Rolle einlassen und lernen, den Schülern ihren Freiraum zu lassen, auch wenn mal etwas schiefgeht. "Schluss - aus. Wir geben die Eintrittskarten zurück und blasen alles ab", schreibt ein Lehrer über seine Erfahrungen während eines Theaterprojekts in der Schülerzeitung. Lampenfieber und Zweifel müssen erlaubt sein. Auch wenn, wie bei besagtem Theaterprojekt, am Ende doch noch alles gut geht.
Von Maike Müller