Moritz, Tessi und Montelino heißen die kleinen Segelboote, die auf dem Gelände des „Segel-Club-Crefeld“ auf ihren nächsten Einsatz warten. Seit der Gründung der Segel-AG an der katholischen Gesamtschule 1994 ist die Flotte auf rund zehn Jollen angewachsen. Schüler, Lehrer und Eltern haben die Boote in mühevoller Handarbeit renoviert und zum Teil sogar selbst gebaut. Doch warum gerade Segeln als gemeinsamer Sport im schulischen Angebot?

© BMMG Segel-AG
„Wir sind beide begeisterte Segler und hatten Lust, das weiterzugeben. Ganz einfach“, erzählen Jochen Deußen und Ulrich Spengler, die die Gruppe gemeinsam mit einem weiteren Kollegen leiten. „Außerdem möchten wir den Kindern auch alternative Freizteitaktivitäten im Freien aufzeigen“, ergänzt Spengler. Für die beiden Sonderpädagogen war von Anfang an klar, das Angebot soll für alle Kinder offen sein.
Reformpädagogische Ansätze und Integration
Die reformpädagogischen Ansätze von Maria Montessori und die christliche Ausrichtung sind die beiden großen Säulen der Bischöflichen Gesamtschule. Aus diesem Verständnis heraus hat sich die Schule seit ihrer Gründung 1977 auch besonders der Integration von Schülern mit körperlichen Behinderungen verschrieben. Rund neun Prozent der etwa 1.000 Schülerinnen und Schüler sind körperlich behindert oder haben eine Hörbehinderung. Die beiden Lehrer sind sich sicher, dass eine erfolgreiche Integration auch im sozialen Miteinander entstehen muss.

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Die Anfänge der Segel-AG
Segelbegeisterte Lehrer und die Möglichkeit, zwei alte Segelboote zu restaurieren, bildeten den Anfang der Arbeitsgemeinschaft. Erste Erfahrungen machte die Gruppe bei Segelfreizeiten in Friesland. Heute treffen sich die rund 50 Mädchen und Jungen mehrmals in der Woche und trainieren auf dem Elfrather See. Im Winter steht die Pflege der Boote auf dem Programm. Auf der Fachmesse „Boot“ in Düsseldorf hatte die Gruppe sogar zwei Jollen, sogenannte „Flöhe“, selbst gebaut. „Es ist uns schon wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen auch den Wert des Materials zu schätzen lernen“, erklärt Ulrich Spengler. Finanzielle Unterstützung bekommt die Gruppe vor allem von privaten Spendern und der Elternhilfe der Schule.

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Gemeinsam ans Ziel kommen
Neben Sport, Naturerfahrung und Handwerk schult das Segeln auch den Teamgeist. Denn: Wer segelt, ist auf andere angewiesen und muss Absprachen treffen. „Durch diese positiven Erfahrungen stärkt der Sport das Selbstbewusstsein“, erklärt Deußen. Da die Teilnehmer mit Handicap meist in ihren Bewegungen und motorischen Fähigkeiten eingeschränkt sind, muss die ganze Gruppe kreative Wege finden, damit das gemeinsame Ziel gelingt und auch für alle eine gute Erfahrung wird.
Wie auch im Unterricht gehe es aber nicht darum, vorhandene Behinderungen unsichtbar zu machen, betonen Ulrich Spengler und Schulleiter Hans-Willi Winden in einem Beitrag. „Es soll auch hier bewusst mit dem Thema Behinderung umgegangen werden. Grenzen sollen erkannt und kreativ überwunden werden.“ So könne zwar das Boot an die besonderen Anforderungen angepasst werden, aber nicht der Steg, der zu ihm führt.
Inzwischen ist die Segel-AG aus dem Angebot der Krefelder Gesamtschule nicht mehr wegzudenken. Durch die gemeinsame Arbeit von Schülern, Lehrern und Eltern stärkt sie die Schulgemeinschaft. Und zeigt, dass die integrativen Bemühungen auch über den Unterricht hinaus funktionieren können.
Von Maike Müller