Dialog in der Schule

  • Gemeinschaft in Vielfalt | 30.01.2017

Ein Austausch auf Augenhöhe - das ist die Idee der Dialogschulen im Bistum Magdeburg. Jeweils ein Drittel katholische, protestantische und konfessionell ungebundene Schülerinnen und Schüler drücken dort gemeinsam die Schulbank. Diese Einrichtungen wollen vor allem gute Schule machen, aber in der katholischen Diaspora auch "Kirche an einem anderen Ort" sein. Das Elisabeth-Gymnasium ist eine von drei Dialogschulen im Bistum.

Unzählige Fahrräder, ein großer Schulhof und Jungen und Mädchen, die zum Unterricht eilen. Von außen betrachtet, sieht die Elisabeth-Schule in Halle an der Saale aus, wie jede andere auch. Das Besondere ist die Zusammensetzung ihrer Schülerschaft. Obwohl das Gymnasium von der katholischen Edith-Stein-Schulstiftung des Bistums Magdeburg getragen wird, ist es für Katholiken, Protestanten und Konfessionslose gleichermaßen offen - und das ganz bewusst.

Die säkularisierte Welt im Klassenzimmer

"Im Elisabeth-Gymnasium haben wir uns sozusagen die stark säkularisierte und religiös indifferente Wirklichkeit unserer Gesellschaft ins Schulhaus geholt", erklärt Schulleiter Hans-Michael Mingenbach. Zum einen sind Katholiken im Bistum Magdeburg in Sachsen-Anhalt mit knapp 3,5 Prozent deutlich in der Minderheit. Zum anderen sei der Standort der Schule im Hallenser Süden geprägt von einfachen Verhältnissen und die Schule lege Wert darauf, die Tür für die Kinder aus den benachbarten Quartieren offen zu haben, erklärt Mingenbach. "Andersherum, wir müssen dem bürgerlichen Halle zugleich mitteilen, warum es sich lohnt, mit Straßenbahn oder Rad in den Süden zu fahren", erklärt der Schulleiter.

Von Beginn an wurde das Gymnasium als eine Schule für alle konzipiert, schreibt Schwester Helene Schöpper in einem Text über die junge Geschichte der Schule. Die Ordensfrau war die erste Schulleiterin und nahm 1992, drei Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung, mit rund 350 Kindern und Jugendlichen den Schulbetrieb auf. Die Lehrkräfte kamen aus den alten und neuen Bundesländern. Das ist bisheute so geblieben, wie Schulleiter Mingenbach berichtet. Er selbst stammt aus Aachen und leitet die Schule seit 2010.

Schwerpunkt soziale Bildung

Mingenbach und sein Kollegium wollen vor allem eines: gute Schule machen für die Menschen in Halle. Neben Gymnasien mit Fokus auf Musik, Sprache oder Naturwissenschaften legt die Elisabeth-Schule ihren Schwerpunkt auf soziale Bildung. Denn das katholische Gymnasium soll mehr sein als ein Betrieb zur fachlichen Wissensvermittlung. Die Umsetzung dieses Credos zeigt sich an Sozialpraktika oder regelmäßigen Projekten. Dort lernen die Schüler eigenverantwortliches Handeln und erleben Haltung. Im Religions- und Ethikunterricht, der parallel angeboten wird, begegnen die Schüler ganz praktisch dem Christentum in der Stadt oder erarbeiten kindgerecht christliche Grundbegriffe.

Soziale Kompetenz und ein fürsorglicher Umgang miteinander - der Stellenwert spiegelt sich auch in der Wahl der Namenspatronin wieder. Die Heilige Elisabeth von Thüringen ist für ihren Dienst an Bedürftigen und Schwachen bekannt. Ihrem Beispiel folgen die Schüler einmal im Jahr selbst. Am "Elisabeth-Tag" engagieren sie sich nach einem Gottesdienst an verschiedenen Orten der Stadt. Die sozialen Aktionen reichen vom Spielevormittag im Altenheim, Päckchen packen für die Flüchtlingshilfe bis zum Schrubben der Straßenbahn.

"Katholisches Profil" im Schulalltag

Der respektvolle Dialog unter den Bekenntnissen und das soziale Miteinander finden auch außerhalb dieser Aktionen im Schulalltag einen Raum. "Im Mittelpunkt steht die Persönlichkeit des Kindes. Wir passen auf, dass niemandem etwas passiert", erklärt Mingenbach. So konnte schon mehrmals die gesamte Schule in die nächste Klasse versetzt werden. Nicht, weil Noten verschenkt würden, sondern weil die Lehrer achtsam seien für Probleme und früh genug förderten. "Das ist eine besondere Duftmarke einer werteorientierten Schule. Wir sind achtsam füreinander", fasst der Schulleiter zusammen. Ein Miteinander, das auch nicht-konfessionelle Eltern überzeugt.

 

© Siebert / Elisabeth-Gymnasium

Von Maike Müller

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