Auf die Frage, wie dies konkret im Unterricht umgesetzt werden könne, empfahl Wiegelmann einen Dreischritt. Ein erster Schritt sei es, sich selbst eine spirituelle Praxis anzueignen. Dies könne in Form von sogenannten Microhabits erfolgen, also kleinen Angewohnheiten, die man in seinen Alltag einbaut. Darüber hinaus sollten Christen mit ihrem Leben Zeugnis geben und auskunftsfähig sein sowie in der Hoffnung leben. Abschließend griff Wiegelmann die bereits von Professor Michael Ebertz genannte Wende von der Religiosität zur Spiritualität auf. „Die Kirche der Zukunft wird mehr und mehr Gefährt:innenschaft sein“, lautete seine These.
Workshops und Austausch am Nachmittag
Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden Seminare wie „Identitär oder plural? Wie reagiert christliche Überzeugung auf Ablehnung oder andere Weltanschauungen“, „Moodle und Nextcloud – Möglichkeiten für die Schule“ oder „Austausch zur Beschulung neu zugewanderter Kinder“ besuchen. Im Workshop „Schule, katholisch!“ gab Birgit Heinen, langjährige Schulleiterin des Clara-Fey-Gymnasiums in Bonn Bad-Godesberg, Einblicke in die grundlegenden Charakteristika Katholischer Schulen und wie diese konkret im Alltag umgesetzt werden können. „Lehrer sein ist ein sehr anstrengender Beruf, weil sie immer als Gesamtperson angefragt sind“, sagte Heinen im Gespräch mit rund 17 jungen Lehrerinnen und Lehrern, die am Anfang ihres Berufslebens stehen. Haltung sei das Wesentliche und wie man sich als Lehrperson zu den angesprochenen Themen verhalte. „Sie haben einen Traumjob“, schloss die erfahrene Pädagogin das Seminar, „Nirgendwo gibt es so viel zurück wie in der Schule.“
Katholische Schule in der Diaspora
Zum Abschluss der Fortbildungswoche berichtete Michael Mingenbach vor Kolleginnen und Kollegen von seiner Arbeit als Schulleiter des Elisabeth-Gymnasiums in Halle an der Saale. Die Katholische Schule in Trägerschaft der Edith-Stein-Schulstiftung des Bistums Magdeburg feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. „Der Auftrag lautete von Anfang an: Macht gute Schule für die Leute in Halle“, erklärte Mingenbach, der aus Aachen stammt und das Gymnasium seit 2010 leitet, mit Blick auf die christliche Diaspora-Situation in Sachsen-Anhalt. Das spiegelt sich auch in der Schülerschaft wider: Jeweils ein Drittel katholische, protestantische und konfessionell ungebundene Schülerinnen und Schüler drücken dort gemeinsam die Schulbank – wobei Mingenbach dem Begriff der „Konfessionslosigkeit“ den der „multiplen Säkularitäten“ vorzieht. Die entscheidende Frage für ihn sei, wie Katholische Schule einen Mehrwert schaffen könne. „Wir erzählen den Leuten in Halle: Wir passen auf die Schüler auf, wir sind Partner der Eltern. Dann haben die Leute eine Idee davon, was wir als Katholische Schule wollen. Dann bekommen sie eine Idee davon, was Christen meinen, wenn sie von Christus sprechen“, so der Religionspädagoge.

Schulleiter Michael Mingenbach bei der Pädagogischen Woche - © Michael Wittenbruch / Schulreferat Neuss
Die Pädagogische Woche
Die Pädagogische Woche ist nach Angaben des Erzbistums Köln die größte regelmäßige Fortbildungsveranstaltung für den katholischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt haben in diesem Jahr rund 650 Personen daran teilgenommen. Die Pädagogische Woche wird von der Hauptabteilung Schule/Hochschule des Erzbistums Köln in Kooperation mit dem Institut für Lehrerfortbildung (IfL) organisiert und fand zum 40. Mal statt.
(mam)