Soziale Netzwerke, unzählige Nachrichtenportale und Streamingdienste: In dieser Fülle von Informationen und Möglichkeiten den Durchblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Neben dem Elternhaus wird es auch immer mehr zu einer Aufgabe der Schulen, Kindern und Jugendlichen Orientierung im Netz zu vermitteln – zum Beispiel vertrauenswürdige Informationsquellen zu erkennen.
Schuleigenes Medienkonzept
Die katholische Mädchenschule im hessischen Fulda nähert sich dieser Herausforderung mit einem schuleigenen Medienkonzept, mit dem die digitale Lebenswelt der Schülerinnen in die Lernwelt Schule integriert werden soll, erklärt Projektleiter Peter Bach. „Unser Medienkonzept reduziert die Digitalisierung nicht auf technische Aspekte, sondern stellt medienpädagogische Fragen in den Mittelpunkt, die unseren Schülerinnen während ihrer Schulzeit und darüber hinaus Orientierung bieten“, berichtet der Lehrer.
Schülerinnen als Technikerinnen und Medienscouts
Ein besonderer Aspekt an der Marienschule, die unter anderem einen Gymnasial- und Realschulzweig für Mädchen hat, ist der sogenannte „Bring-your-own-device-Ansatz“. Schülerinnen und Lehrer können eigene Smartphones, Tablets und Laptops im WLAN verwenden. Fest installierte Computer und schuleigene Technik stehen aber auch bereit. Damit die Umsetzung auch reibungslos funktioniert, sind ein bis zwei Schülerinnen als „Technikerinnen“ und „Medienscouts“ in jeder Klasse als Ansprechpartnerinnen verantwortlich.

© Marienschule Fulda
Mit wachem Blick gegen Cybermobbing
Die Medienscouts nehmen am Projekt „Digitale Helden“ teil und beraten ihre Mitschülerinnen im Umgang mit digitalen Medien und sozialen Netzwerken, bei Fragen zum Schutz der Privatsphäre und zum Copyright und haben einen wachen Blick auf Themen wie Cybermobbing. Sogenannte KeyLehrer und KeyLehrerinnen unterstützen die Medienscouts und Technikerinnen bei ihren Aufgaben. Darüber hinaus kooperiert die Schule seit rund zehn Jahren mit dem Fachbereich "Angewandte Informatik" der Hochschule Fulda. An Projekttagen können die Mädchen zum Beispiel im Multimedialabor oder in Programmierprojekten arbeiten. Seit kurzem besteht zudem eine Partnerschaft mit dem Deutschen Wetterdienst - vor allem im Bereich der Informatik.
Christliches Menschenbild als Grundlage – auch in der digitalen Welt
Grundlage der Bildungs- und Erziehungsarbeit in der Katholischen Schule in Fulda ist das christliche Welt- und Menschenverständnis. In ihrer Schulzeit sollen die Schülerinnen zu verantwortungsbewussten Frauen erzogen und in ihren Begabungen gefördert werden. Identitätsfindung, Entwicklung der Urteilsfindung und des Selbstwertgefühls sind dabei wichtige Punkte – und gelten auch für die „digitale Welt“.
Praxisbeispiel: Politik und Wirtschaft multimedial
Bei der Entwicklung und Weiterentwicklung des schuleigenen Medienkonzeptes sind Vertreter aller Fachrichtungen integriert, in allen Fachcurricula sind Aspekte der Medienbildung enthalten. Zum Beispiel werden die Methoden und Inhalte des Faches Informationstechnische Grundbildung (ITG) an den Inhalten des Fachs Politik und Wirtschaft (PoWi) in Jahrgangsstufe sieben erarbeitet und angewendet. Ein Zweier-Team aus jeweils einem Fachlehrer beider Bereiche organisiert den Unterricht gemeinsam und die Klasse wird zugunsten der Gruppengröße geteilt. Der Grundsatz des Kollegiums: Die Umsetzung des Medienkonzeptes soll immer eine Verbesserung des Unterrichts im Blick haben und neue Ziele eröffnen.
Prädikat besonders digital
Für ihre Entwicklung ist die Marienschule als eine von zwölf Schulen bundesweit mit dem zum ersten Mal vergebenen Signet „MINT-freundliche Schule Digital Plus“ ausgezeichnet worden. Nach Angaben der vergebenden Gesellschaft für Informatik e.V. wurden die ausgezeichneten Schulen entlang fünf Aspekten Ausgezeichnet. Dazu gehören Pädagogik und Lernkulturen, Qualifizierung der Lehrkräfte, Vernetzung mit Eltern, Kommune, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Akteuren, Verfestigung von digitalen Bildungskonzepten sowie Technik und Ausstattung.

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Von Maike Müller