Mit Blick auf die weltpolitische Lage und die politischen Spannungen in Deutschland vor der Wahl ist das Motto des Kirchenstands auf der didacta in diesem Jahr höchst aktuell: Wenn Hoffnung Schule macht – religiöse Bildung in Kita und Schule. In ihren Vorträgen, Diskussionen und Best Practice Beispielen greifen die Referentinnen und Referenten relevante Themen aus den Bereichen Demokratiebildung, Menschenrechte, Bildung für nachhaltige Entwicklung und KI auf.
Klimawandel, Umweltschutz und Migration
So widmete sich Martin Ostermann, Geschäftsführer des Katholischen Filmwerks (kfw) in seinem Vortrag „There´s only one world“ am Mittwoch dem Thema Nachhaltigkeit am Beispiel von drei animierten Kurzfilmen. „Medienbildung hat schon immer mit der Frage zu tun gehabt, wie ich mich nachhaltig in dieser Welt bewegen kann, wie ich nachhaltig mit ihr umgehen kann", sagte der promovierte Theologe und Filmexperte.

Die drei gezeigten Titel „Der Baum“, „Benztown“ und „Migranten“ befassen sich dabei ganz unterschiedlich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Obwohl zwei Jahrzehnte zwischen ihrer Entstehung liegen, vereint sie ein Ziel: komplexe Themen wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und Ressourcenschonung greifbar zu machen. Medienbildung trägt auch ohne Worte aktiv zur nachhaltigen Entwicklung bei. Besonders im Film „Migranten“ werden komplexe Themen aufgegriffen und verständlich vermittelt. Polarbären, die der Klimawandel dazu zwingt, ihre Heimat zu verlassen, suchen Anschluss in anderen ökologischen Nischen. „Hier geht es vor allem um die Verbindung von sehr komplexen Themen, wie Klimawandel, Migration und Abschiebung in ganz einfachen Bildern darzustellen“, erklärte Martin Ostermann. Das Katholische Filmwerk stellt deutschlandweit Dokumentationen, Kurzfilme, Biografien oder Kinofilme für den schulischen Unterricht aller Bildungseinrichtungen zur Verfügung.
Fremdenfeindlichkeit, Demokratie und Antisemitismus
Dass in Deutschland kein Platz für Judenfeindlichkeit, Hass und Hetze ist, machten Reinhold Boschki, Professor für Religionspädagogik an der Universität Tübingen, und Michael Blume, Beauftragter der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben, im Gespräch mit Kirchenstandmoderator Daniel Scheider auf dem roten Sofa am Mittwoch deutlich. „Religionsunterricht in Kooperation mit Ethik und den anderen Fächern ist unverzichtbar", sagte Boschki.

Der promovierte Religions- und Politikwissenschaftler Blume betonte, dass die Hochschulen ein wichtiger Ort für die Antirassismusarbeit seien. "Niemand wird als Antisemit oder als Rassist geboren." Deswegen plädierte er für "Herzensbildung so früh wie möglich - am besten schon im Kindergarten“. Beide waren sich sicher: Man kann den Antisemitismus nicht allein im Klassenzimmer bekämpfen. Es brauche politische Maßnahmen. Deswegen sei es wichtig, Lehrerinnen und Lehrer schon in der Ausbildung zu sensibilisieren und Handlungskompetenzen an die Hand zu geben, sagte Professor Boschki.
"Das Wissen um Religionen, das Wissen um Geschichte hat extrem nachgelassen“, ergänzte Michael Blume. Christen, Muslime und Juden ließen sich über Medienbildung gleichermaßen ansprechen. „Wenn wir Kinder Tik Tok und Co. überlassen, verlieren wir sie.“
Proteste vor dem AfD-Stand
Die Relevanz des Themas Demokratiebildung hatte sich bereits am Eröffnungstag in der Nähe des Kirchenstandes gezeigt. Eine Gruppe von rund 100 Personen hatte vor dem Stand der AfD mit minutenlangen Gesängen demonstriert. Am Mittwochmittag wiederholte sich die Aktion. Dass die AfD auf der didacta vertreten ist, hatte bereits im Vorfeld für massive Kritik gesorgt, unter anderem vom Zentralrat der Juden, Bildungsverbänden und den „Teachers for Future“. Unter den rund 700 Ausstellern sind in diesem Jahr erstmals politische Parteien auf der didacta vertreten.

Auf dem roten Sofa
Ähnlich wie der Austausch mit Reinhold Boschke und Michael Blume erwartet die Besucherinnen und Besucher auch in den kommenden Tagen Highlights auf dem roten Sofa. Beispielsweise wird Jonas Müller, Referent für Social Media am Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg (IRP) Einblicke in die Chancen und Grenzen von Künstlicher Intelligenz im Religionsunterricht geben.
Forum Bildungsperspektiven
Auch im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Forum Bildungsperspektiven“ ist die Sonderschau der Kirchen vertreten. Am Freitag, den 14. Februar um 14 Uhr geht es auf der Bühne um das Thema „Menschenrechte – jetzt erst recht!“. Auf dem Podium werden die Kultusministerin des Landes Baden-Württemberg Theresa Schopper, die Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden Heike Springhart und der Professor an der Universität Zürich Thomas Schlag miteinander diskutieren. Die Veranstaltung findet in Halle 5 an Stand C40 statt.
Der Stand der Kirchen inmitten der Gesellschaft
Das Angebot der katholischen (Erz-)Diözesen und der evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg auf der didacta steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wenn Hoffnung Schule macht – religiöse Bildung in Kita und Schule“. An den Messetagen vom 11. bis 15. Februar bietet die gemeinsame Sonderschau "Kirche auf der Bildungsmesse" ein vielfältiges Programm bestehend aus Workshops, Präsentationen und Diskussionen. Schwerpunkte liegen dabei auf Themen wie religiöse Bildung für nachhaltige Entwicklung, Medienbildung, Digitalität und KI. Neben Praxisbeispielen aus Schule und (Religions-)Unterricht gibt es in diesem Jahr auch wieder verschiedene Gesprächsformate, in denen Bildungsverantwortliche aus ihrer Praxis berichten werden. Die gemeinsame Sonderschau der Kirchen ist in Halle 7 an Stand C050 zu finden.
rpp-katholisch.de und katholische-schulen.de am Kirchenstand
Neben Vertreterinnen und Vertretern von Instituten, Schulträgern und Fachstellen sind auch die Redaktionen von rpp-katholisch.de und katholische-schulen.de vor Ort. Das komplette Programm der Sonderschau der Kirchen auf der didacta in Stuttgart finden Sie online unter kirche-auf-der-bildungsmesse.org.
Café am Stand der Kirchen
Während der Messedauer lädt das Café am Stand der Kirchen zu Austausch und Entspannung ein. Dort begegnen sich Messebesucher, Fachreferenten und Kollegen.
(mam/ck)
Fotos: Maike Müller