Obwohl seine Zeit dort schon einige Jahre zurückliegt, genießt Heiner Wilmer an der Liebfrauenschule in Vechta noch immer einen guten Ruf. Von 1995 bis 1997 hat der 1961 im Emsland geborene Herz-Jesu-Priester dort als Lehrer gearbeitet. Nach Promotion, Examen und Referendariat hat er an seiner ersten Schulstelle an dem Mädchengymnasium in Vechta Religion, Geschichte und Politik unterrichtet und war zudem als Schulseelsorger tätig. Im Anschluss ging Wilmer für ein Jahr an eine Jesuiten High School im New Yorker Stadtteil Bronx, ehe er ins Emsland zurückkehrte und bis 2007 das Gymnasium Leoninum in Handrup leitete.
Wilmer hat viele Impulse gesetzt
„Ich habe ihn mit einer unheimlichen Präsenz erlebt“, zeigt sich Studiendirektorin Mechthild Hellbernd noch immer ganz begeistert von ihrem damaligen Kollegen. Obwohl klar gewesen sei, dass Wilmer nur für kurze Zeit an der Liebfrauenschule bleiben würde, habe er sich „sofort auf die Leute eingelassen.“ Er war ständig zur Ansprache bereit und hilfsbereit. „Er hatte eine ganz tolle Art, auf Menschen zuzugehen“, erinnert sich die Pädagogin. In der Religionsfachgruppe habe er viele Impulse gesetzt.
Lehrerin: „Ich würde ihn sofort wieder einstellen“
Als Beispiel nennt Hellbernd ein Bibelprojekt im Februar 1997, an dem sich auch das ebenfalls in Vechta beheimatete Kolleg St. Thomas beteiligt habe. Rund 120 Lehrer, 1500 Schüler und zahlreiche Eltern hatten bei vielen Dutzend Veranstaltungen mitgemacht. Zentrale Aktion war eine 62-stündige Bibellesung. Und auch die Orientierungstage seien mit ihm sehr intensiv gewesen. So eine Art der Vor- und Nachbereitung habe es danach nicht wieder gegeben, sagt Hellbernd. „Jeder, der ihn aus dieser Zeit kennt, hat ein besonderes Bild von ihm. Der Mann hat ein unglaubliches Charisma, er konnte unsere Schülerinnen toll ansprechen. Ich würde ihn sofort wieder einstellen“, erzählt die Lehrerin und lacht.
v.l: Christina Meyer, Manfred Klostermann, Mechthild Hellbernd
„Sehr kollegial, sehr verbindlich, sehr innovativ, sehr beliebt“, fällt Manfred Klostermann ein, wenn er seinen früheren Kollegen beschreiben soll. „Er war damals ein Star“, erzählt der Physik- und Mathematiklehrer lachend und ergänzt: „Er konnte das Kollegium mitnehmen.“ Wilmer habe das einmal sehr treffend beschrieben: Eine gute Leistung zeichnet sich dadurch aus, dass man Menschen dazu bringt, Dinge zu machen, die sie nie tun würden, wenn man es ihnen befiehlt. Den Weggang des heutigen Bischofs von Hildesheim hätten damals alle sehr bedauert, erinnert sich Klostermann. Hin und wieder habe er Wilmer später noch getroffen.
Als Frank Sinatra auf dem Abiball
Ins Schwärmen kommt auch Oberstufenkoordinatorin Christina Meyer. Die 36-Jährige kennt den Hildesheimer Bischof noch aus Schülerperspektive. Sie war in der achten und neunten Klasse, als Wilmer nach Vechta kam. „Er hat wirklich viel bewegt“, erinnert sich die heutige Lehrerin. Damals war die Mutter einer Schülerin bei einem Unfall tödlich verunglückt. Wilmer habe sich in der Folgezeit intensiv um die Klasse und die Familie gekümmert. „Er hat uns viel Halt gegeben. Wir hatten das Gefühl, dass er uns ernst nimmt und versucht, alles durch Schüleraugen zu sehen. Er war einfach da. Das war schön“, berichtet Meyer. Neben dem Schulalltag erinnert sich Mechthild Hellbernd auch noch an viele lustige Erlebnisse mit Wilmer. So sei er einmal beim Abiball als Frank Sinatra aufgetreten und habe „New York, New York“ geschmettert. „Einfach lebensfroh. Der Mann war eine wirkliche Bereicherung für uns. Die Hildesheimer können sich freuen“, betont Hellbernd.
Auch als Bischof Blick auf Katholische Schulen
Auch nach seiner Ernennung zum Bischof ist Heiner Wilmer dem Thema Bildung treu geblieben. Beim Bundeskongress Katholische Schulen im September in Hannover betonte er in seiner Predigt, das Christentum sei zutiefst eine Bildungsreligion. Davon zeuge auch das vielfältige System Katholischer Schulen in Deutschland.
Ludger Heuer / mam