Der Kultur auf der Spur

  • Teilhabe und Gerechtigkeit | 21.06.2017

Kulturelle Bildung in die Schule bringen – das ist die Idee hinter dem Kulturforum 21. Seit 2008 begeistert das Education-Programm die Schülerinnen und Schüler der Katholischen Schulen des Erzbistums Hamburg für Kunst und Kultur. Nun ist es mit dem "Sonderpreis Schule" der Deutschen Bischofskonferenz für den Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ausgezeichnet worden.

Das Kulturforum initiiert und fördert seit 2016 mit dem Projekt „K21 mondial“ kulturelle und soziale Kooperationsinitiativen zwischen den Schülern der 21 Katholischen Schulen in der Hansestadt und geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmer besuchen gemeinsam Musik-Workshops, Koch-Veranstaltungen sowie Opern, Konzerte und Ausstellungen. Herzstück der Initiative sind größere Spielzeiten, an denen sich auch Künstler aus Syrien, dem Iran und aus Afghanistan beteiligen.

Auszeichnung für Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit

Am 20. März, dem Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen“, wurde das Projekt mit dem erstmals verliehenen „Sonderpreis Schule“ im Rahmen des Katholischen Preises gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin geehrt. Die Auszeichnung ist mit 1.000 Euro datiert. „Mit dem Kulturforum 21 leisten die Katholischen Schulen einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zur kulturellen Teilhabe und Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in Hamburg“, erklärte Christopher Haep (Foto 5.v.r.), Abteilungsleiter Schule und Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariat.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (Foto 1.v.l.), und der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße (Foto 2.v.r.), ehrten die Gewinner. "Als Christen sind wir - wie es Papst Johannes Paul II. einmal treffend auf den Punkt gebracht hat - Teil "einer Großbewegung zur Verteidigung und zum Schutz der Würde des Menschen"", sagte Kardinal Marx bei der Preisverleihung. Genau dieser Auftrag werde in Hamburg durch das Engagement der Katholischen Schulen eindrucksvoll in die Tat umgesetzt.

Projekt "heimaten"

Derzeit zeigt das Kulturforum 21 neben dem Programm von „K21 mondial“ das Projekt „heimaten“ in Kooperation mit dem Jungen Schauspielhaus in Hamburg und Regisseur Ron Zimmering. Es beleuchtet das Thema Heimat aus verschiedenen Perspektiven. „Heimat ist ein Begriff im Fließen, er wird immer wieder neu gedacht“, erklärt Bettina Knauer (Foto 2.v.l.). Die Kulturmanagerin leitet das Education-Programm der Katholischen Schulen in der Hansestadt. Insgesamt zehn Veranstaltungen – darunter Inszenierungen, Lesungen, Konzerte, Tanzdarbietungen, interaktive Spiele und Gespräche – sind Teil der Reihe „heimaten“. „Ich finde dieses Format ideal für die Vermittlung von Kultur in Schulen. Die Schüler werden selbst zu Kulturbotschaftern“, erklärt Knauer.

Kulturforum 21: Das Kulturprogramm für Hamburgs Katholische Schulen

Die Idee für das Kulturforum 21 als eigenes Education-Programm für die Katholischen Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Hamburg wurde einst aus der Not heraus geboren, wie die Leiterin des Programms erklärt. „Da Katholische Schulen in der Hansestadt kaum Möglichkeiten hatten, an staatlichen Kulturförderprogrammen teilzunehmen, übernahm 2008 ein eigenes Education-Programm der Abteilung Schule und Hochschule des Erzbistums diese Aufgabe“, erklärt Knauer. Das ist so geblieben. Und die Schüler arbeiten nun mit großen Bühnen und professionellen Schauspielern zusammen. Inzwischen feiert das Kulturforum 21 fünf bis sechs Premieren pro Jahr mit verschiedenen Projekten – die Reihe „heimaten“ ist eines davon.

Schüler sind der Kultur auf der Spur

Auch Josue Hartleben ist begeistert vom Kulturforum 21 und der Vielfalt der Projekte. „Kultur in den manchmal trüben Schulalltag zu bringen, ist eine tolle Idee. Die meisten haben in der Schule entweder Stress oder einfach zu wenig Spaß“, erzählt der Zehntklässler, der eine Katholische Schule in Hamburg Altona besucht. Zusammen mit seinen Mitschülern geht er regelmäßig in Theaterstücke – durch die Unterstützung des Programms müssen sie keinen Eintritt zahlen. Denn das ist einer der Leitsätze an Hamburgs Katholischen Schulen: „Kultur darf nicht vom Geldbeutel und vom sozialen Status abhängen“, wie der Sprecher der Katholischen Schulen im Erzbistum Hamburg, Christoph Schommer, mitteilt.

Bei der Veranstaltungsreihe „heimaten“ ist Josue Hartleben Teil der sogenannten Heimat-Scouts – Schüler ab der achten Klasse, die die Veranstaltungen vorbereiten und begleiten. Er ist für die Trailer (Video) zuständig. Das Thema des laufenden Programms fasziniert den 15-Jährigen: „Heimat ist für jeden einzigartig, so wie jeder Mensch auf seine eigene Art einzigartig ist. Allein das Dach über dem Kopf zu haben, macht es nicht zur Heimat, man braucht viel mehr als das.“

© Josue Hartleben / Kulturforum 21

Bunte Vielfalt an Katholischen Schulen im Erzbistum Hamburg

Kinder und Jugendliche aus vielen verschiedenen Nationen und mit unterschiedlichen Hintergründen besuchen die Katholischen Schulen in Hamburg. Auch Jugendliche mit Fluchterfahrungen gehören zum Schüler-Team, wie Projektmanagerin Bettina Knauer erklärt. Das macht Heimat zu einem vielschichtigen und lebensnahen Thema für die Jugendlichen. „Dieses Projekt hilft, Dinge neu zu denken. Das ist spannend. Es hat etwas von auf dem Weg sein“, ist Knauer überzeugt.

Vielseitige Impulse für die Schule

Und das wünscht sie sich auch über die Spielzeit hinaus. „Die Aufführungen sind Impulse, die in die Schulen weitergetragen und dort selbstständig weitergedacht werden sollen“, erklärt Knauer. Immer wieder erlebt die Kulturmanagerin Erfolge, wenn sie die Schüler für Kultur begeistern kann oder Lehrer ihren Unterricht mit den Projekten vernetzen. Denn Knauer ist sich sicher: Kultur schafft immer auch ein Selbstbewusstsein und eine Wertigkeit.

Von Maike Müller

Kontakt:

 

Kulturforum 21 - Kulturvermittlung an den Katholischen Schulen im Erzbistum Hamburg:

https://www.kulturforum21.de/

 

Katholische Schulen im Erzbistum Hamburg:

http://kseh.de/