Im Zeichen der Ökumene

  • Fortbildungen | 20.11.2017

Katholische Schulen verstehen sich unter der Wahrung konfessioneller Verschiedenheit vielfach als exemplarische Orte für gelebte Ökumene. Das wurde bei der Jahrestagung der Vereinigung Katholischer Schulen in Ordenstradition – Ordensdirektorenvereinigung (ODIV) in Würzburg deutlich. Mehr als hundert Schulleiterinnen, Schulleiter und Vertreter waren vom 6. bis 8. November im Exerzitienhaus Himmelspforten zusammengekommen. Die Veranstaltung stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums.

 

Pädagogische und geistliche Impulse, Begegnungen und kollegialer Austausch über Ländergrenzen hinweg standen auf der Tagesordnung der jährlich im Herbst stattfindenden ODIV-Jahrestagung. Die Leiterinnen und Leiter der Schulen in Ordenstraditionen sowie ihre Vertreter tauschten sich über aktuelle gesellschaftspolitische, religiöse, schulpolitische und pädagogische Themen aus. Neben dem Tagungsthema Ökumene ging es auch um das Zusammenleben mit anderen Religionen. Insbesondere in Zuwanderungsgebieten seien Katholische Schulen ein Forum für interreligiösen Dialog. Ihre Möglichkeit, in Kirche und Gesellschaft hineinzuwirken, sei demnach nicht zu unterschätzen.

Schavan: Zeit für ökumenischen Aufbruch ist günstig

Zu den Referenten der Veranstaltung zählte die deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan. Sie zeigte sich überzeugt, dass die Zeit für einen ökumenischen Aufbruch günstig sei. „150.000 Katholische Schulen weltweit können eine Biografie der Ökumene schreiben“, sagte die ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung. Man müsse davon absehen, den jungen Menschen zu erklären, was alles nicht gehe, sondern mit dem Blick nach vorne neue Wege suchen. Deutschland käme dabei eine besondere Rolle zu, da es als Ursprungsland der Reformation über die meiste Erfahrung verfüge, sagte Schavan.

 

Vatikan-Botschafterin Annette Schavan (l.) und ODIV-Vorsitzende Schwester Eva-Maria Siemer (r.) - © Maike Müller

 

Marx: Weitere Schritte zur sichtbaren Einheit der Kirche gehen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, sagte in seinem Vortrag, der Weg in die Zukunft sei mit dem Auftrag verbunden, weitere Schritte hin zur sichtbaren Einheit der Kirche zu gehen. Es gelte für beide Kirchen, die auf dem Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim formulierten Selbstverpflichtungen konsequent abzuarbeiten. Dies sei weder der Weg zu einer „Einheitskirche“ noch in einen Relativismus hinein, der letztlich keinen Dialog und Einigungsprozess mehr erfordere. Die Kernfrage sei, wie viel Einheit ermöglicht werden müsse, „damit wir von einer Verschiedenheit sprechen können anstelle einer Trennung“.

Ausdrücklich hob Kardinal Marx zudem hervor, dass auch die liturgische Praxis, sowohl in der gegenseitigen Teilnahme an Gottesdiensten als auch in der gemeinsamen ökumenischen Feier, eine noch unausgeschöpfte Quelle der Erkenntnis sei. Dies sei im Sinne der Kirchenkonstitution der Prozess einer Kirche auf dem Weg gemeinsam mit allen Gläubigen. Aufgabe der Amtsträger sei es, die „Menschen darin zu begleiten den Weg des Glaubens in verantwortlicher Freiheit zu gehen.“

Abschließend eröffnete der evangelische Pastor Hauke Christiansen aus theologischer und psychologischer Perspektive neue Zugänge zu den Schriften Luthers. In Freiheit für andere da zu sein, stellte er als „attraktive Wesensmerkmale“ einer kirchlichen Schule dar.

„Nischengespräche“ als besonderer Reiz

Neben den Fachvorträgen betonten viele Teilnehmer den Wert des kollegialen Austausches. „Die Möglichkeit, sich einmal auf informeller Ebene auszutauschen, macht einen ganz besonderen Reiz der Tagung aus. Wie handhabt ihr dies und jenes? Diese Nischengespräche“, erklärte Mario Harperscheidt vom St.-Bernhard-Gymnasium in Willich. Das betonte auch Annaliese Kirchberg, die in diesem Jahr bereits zum 25. Mal an der Veranstaltung teilnahm. „Was bei den immer hochkarätigen Referaten passiert, ist die eine Sache. Das andere sind die Randgespräche. Fast jeder hier hat die gleichen Probleme, das ist auch immer eine gewisse Bestätigung“, so die Schulleiterin der Berliner Theresienschule.

Ermutigen und spirituell stärken

Diese Ermutigung und spirituelle Bestärkung der Schulleiterinnen und Schulleiter sei ein besonderes Merkmal der jährlichen Tagung betonte die ODIV-Vorsitzende Schwester Eva-Maria Siemer am Rande der Veranstaltung. „Wie kann man den Glauben vor Ort leben und stärken? Hier sind alle Bundesländer vertreten - aus Norden, Süden, Osten und Westen. Und alle haben die gleiche Zielsetzung“, erklärte die Ordensfrau aus Osnabrück. Dies sei besonders durch Veränderungen im Bereich der Ordensschulen wichtig, wie ODIV-Vorstandsmitglied Stefan Schäfer hinzufügte. „Es gibt immer weniger Ordensleute in den Schulen. Daher wollen wir den Kollegen zeigen, wie wichtig Spiritualität trotzdem noch ist. Und wie man sie in den Schulen verorten kann.“

Ordensschulen in Deutschland

Ordensschulen haben eine lange Tradition in Deutschland und weltweit. Um sich gegenseitig in religiösen, pädagogischen und organisatorischen Fragen zu unterstützen, haben sich die Katholischen Schulen in Ordenstradition im Laufe der 1940er Jahre zu der sogenannten Ordensdirektorenvereinigung (ODIV) zusammengeschlossen. Neben den von Orden getragenen Schulen gehören auch solche dem Verbund an, die inzwischen in Trägerschaft der Bistümer übergangen sind. Derzeit sind nach eigenen Angaben 196 Schulen deutschlandweit in der bundesländerübergreifenden Vereinigung aktiv. Sie werden von 112.000 Schülerinnen und Schülern besucht.

 

 Von Maike Müller

 

Kontakt:

Weitere Informationen zur Ordensdirektorenvereinigung (ODIV) finden Sie hier:

http://odiv.de/cms/

 

Weitere Informationen zur Jahrestagung 2017, dem Programm und der Anmeldung finden Sie hier:

http://odiv.de/cms/jahrestagung-2017/