Mit der Bereitstellung von Mitteln aus dem Digitalpakt ist die Möglichkeit geschaffen, die digitale Ausstattung in den Bildungseinrichtungen zu erweitern und zu verbessern. Digitalisierung im Bereich Schule bedeutet aber nicht nur einen technologischen Fortschritt, sondern vor allem eine Veränderung des Denkens und der Pädagogik.
Digitale Bildung in der Schule
Heinz-Elmar Tenorth, bis 2011 Professor für Historische Bildungs- und Erziehungswissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin, sprach zu dem Thema „Digitale Bildung – Ihre Bedeutung in der schulischen allgemeinen Bildung“. Er ordnete die Digitalisierung in ein breites Spektrum sich verändernder gesamtgesellschaftlicher Lebensfelder und ihrer Herausforderungen ein. Die digitale Transformation versteht Tenorth dabei als „hybride Vernetzung von analoger und digitaler Realität“, die eine eigene „digitale Kultur“ hervorbringt.
Besonders betonte Tenorth eine selbstbewusste Rückbesinnung auf das, was die Institution Schule seit ihrer Gründung um 1800 geleistet habe. Er hob hervor, dass das System sich in der Auseinandersetzung mit der Moderne jederzeit als lernfähig erwiesen habe, ohne dass Schule die Eigengesetzlichkeit ihres Bildungsauftrags aufgegeben habe. Insgesamt sprach sich Tenorth für eine „offensive Nutzung“ digitaler Technik in „souveräner Distanz“ aus. Sein Fazit lautete: Digitale Kultur muss in die Logik allgemeiner Bildung transformiert werden
- reflexiv: als Kultivierung der lebensweltlichen digitalen Kultur
- thematisch: im Unterrichtswissen und seinen Themen
- pragmatisch: im kompetenten Umgang mit fachlichem Wissen
- medial: als Erweiterung des methodischen Handlungsraums
- professionell: in der Wahrnehmung der Praxis und Selbstbeobachtung
- institutionell: in der Sicherung der materiellen Infrastruktur
Digitalisierung an katholischen Schulen: Eine Wertediskussion
Was bedeutet der digitale Wandel speziell für katholische Schulen? Andreas Büsch, Professor für Medienpädagogik und Kommunikationswissenschaften an der Katholischen Hochschule in Mainz, stellte diese Frage in den Kontext einer Wertediskussion. Medienbildung erfordere grundsätzlich einen „inhaltlichen Mehrwert vor technischen Fragen“, erklärte der Leiter der Clearingstelle „Medienkompetenz“ bei der DBK während seines Vortrags. Er definierte diese als Wertebildung, wobei „Wertkommunikation“ in der heutigen Zeit das einzige gültige Modell ethischen Lernens darstelle.

Prof. Andreas Büsch; © Sr. M. Ulrike Michalski
Sieben Teilkompetenzen der Medienbildung
Darüber hinaus bezeichnete Büsch Medienbildung als integralen Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsprozesses. Den Begriff Medienbildung entfaltete er mit sieben Teilkompetenzen:
- ästhetische Kompetenz
- Sachkompetenz
- kritische Kompetenz
- ethische Kompetenz
- Genusskompetenz
- gestalterische Kompetenz
- soziale Kompetenz
Die Nutzung digitaler Medien dürfe Spaß machen, betonte Büsch. Im Umgang mit Kindern und Jugendlichen solle aber nie auf ein Anschlussgespräch verzichtet werden. Der Pädagoge als Vorbild und Begleiter habe die Aufgabe, wahrzunehmen, zu begründen und zu handeln – und das alles milieudifferenziert, gegen soziale Ungerechtigkeit.
Medienkompetenz in der Schulpraxis
Studiendirektorin Hildegard Berto führte in ihrem Vortrag in die schulpraktische Mediennutzung und Medienkompetenz ein. Dabei ging sie bei der Digitalisierung von einem Prozess lebenslangen Lernens aus, in dem sich Faktenwissen und Gestaltungskompetenz gegenseitig bedingen. Die gegenwärtige Situation schulischer Digitalisierung beschrieb die Lehrerin am Augsburger Maria Ward-Gymnasium mit Hilfe des sogenannten SAMR-Modells, das den digitalen Wandel in vier Stufen beschreibt, die von Verbesserung bis Transformation reichen:
- Ersetzung
- Erweiterung
- Änderung
- Transformation
Demnach können digitale Medien die Ersatzform für analoge Medien oder deren Verbesserung sein. Über eine Neugestaltung von Aufgaben kann die Entwicklung bis zur Neubelegung reichen, bei der erst mit Hilfe der Technologie neuartige Aufgaben hervorgebracht werden. Neben den Referenten aus Theorie und Praxis nahm auch der Hildesheimer Bischof Pater Heiner Wilmer für einige Stunden an der Tagung teil. Er feierte gemeinsam mit den Teilnehmenden die Eucharistie. Wilmer war bis 2007, als Schulleiter eines Gymnasiums in Handrup, Mitglied des ODIV-Vorstandes.

© Sr. M. Ulrike Michalski
Die Ordensdirektorenvereinigung
Zu der 1964 gegründeten Ordensdirektorenvereinigung (ODIV) gehören neben den von Orden getragenen Schulen auch solche, die inzwischen in Trägerschaft der Bistümer übergegangen sind. Derzeit sind insgesamt 198 Schulen deutschlandweit in Vereinigung aktiv. Bei der diesjährigen Jahrestagung wurde Schwester Eva-Maria Siemer, Thuiner Franziskanerin und Schulleiterin der BBS im Marienheim (Osnabrück), erneut zur Vorsitzenden gewählt.
(Sr. M. Ulrike Michalski / mam)