Rund 200 Schulleiter, Schulträger und Bildungsverantwortliche aus ganz Deutschland waren bei der Veranstaltung zum Thema „Lernen im Dialog. Katholische Schulen in der pluralen Gesellschaft“ in der niedersächsischen Landeshauptstadt zusammengekommen. Erzbischof Becker, Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), erklärte in seiner Begrüßung, die Katholischen Schulen müssten ihre Schüler „zum konstruktiven Dialog mit Menschen anderer Herkunft, anderen Einstellungen und anderer religiöser Überzeugungen befähigen und ermutigen."
Seit 1990 sei der Anteil der Konfessionslosen in Deutschland von 22 auf 38 Prozent gestiegen, so der Schulbischof. Daher sei es Aufgabe der Kirche, sich in besonderer Weise für ein gutes, friedliches und respektvolles Miteinander aller Menschen einzusetzen. Daneben sei auch der Dialog „über die Schulmauern hinweg“ eine wichtige Aufgabe der Katholischen Schulen. Zuvor hatte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer einen Wortgottesdienst mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gefeiert.
Bechina: Fürsprecherinnen und Fürsprecher sein
Im Hauptvortrag blickte Pater Friedrich Bechina, Untersekretär der Vatikanischen Kongregation für das Katholische Bildungswesen, aus internationaler Perspektive auf den Auftrag Katholischer Schulen. Er betonte, dass der Dialog – laut Papst Franziskus – nicht taktisch verstanden werden dürfe, sondern aus dem Innern des christlichen Glaubens kommen müsse. Weiter ermutigte Bechina die Anwesenden, Fürsprecherinnen und Fürsprecher zu sein für andere und „nicht nur heute, sondern auch darüber hinaus in einem Dialog zu verbleiben."
Dialog in der schulischen Praxis
Nach einem Mittagsimbiss und Möglichkeit zu kollegialem Austausch setzen sich die Teilnehmer in vier parallelen Foren mit verschiedenen Aspekten und Ebenen des Dialogs auseinander. „Der Fokus ist durchaus da, dass sich Katholische Schule eben nicht nur an Getaufte richtet“, erklärte Clauß Peter Sajak, Professor für Religionspädagogik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Ein erster Schritt wäre dann der Umgang mit der Frage, wie die Schule mit der Religiosität der Kinder umgehe. „Ich spüre da die Wucht der Gesellschaft. Die bildet sich ja in der Schule ab. Was da hilft, ist Kommunikation und Transparenz“, ergänzte Matthias Wocken, Schulleiter der Thomas-Morus-Schule in Osnabrück. Die Oberschule engagiert sich unter anderem in der Flüchtlingsarbeit und bietet auch muslimischen Religionsunterricht an.
Özdemir: Die Kinder werden mit Fragen kommen
Die Bedeutung einer offenen Kommunikation im interreligiösen Kontext betonte auch Studentin Seyma Özdemir. Die Muslima berichtete von ihren Erfahrungen als Schülerin an einer Katholischen Schule in Münster. Sie habe sich mit ihrer Familie ganz bewusst für eine Schule entschieden, an der Gott eine Rolle spiele. „Meine Eltern waren sehr reflektiert und wussten, dass es zum Beispiel Gottesdienste gibt. Eltern muss klar sein: das ist eine Herausforderung. Die Kinder werden mit Fragen kommen“, sagte Özdemir. Es sei wichtig, diese Aspekte offen zu kommunizieren. Neben vielen positiven Erfahrungen, habe die junge Frau auch negative Erfahrungen gemacht, etwa wenn zwischen „wir“ und „du“ unterschieden wurde. Lehrerinnen und Lehrer sollten daher lernen, sensibel mit Sprache umzugehen.
Der Bundeskongress Katholische Schulen
Der Bundeskongress Katholische Schulen ist eine zentrale Veranstaltung des katholischen Schulwesens. Die Kommission für Erziehung und Schule der DBK richtet ihn im Rhythmus von zweieinhalb Jahren aus. Zuletzt fand der Kongress im Juni 2016 in Stuttgart statt.
Von Maike Müller